Frage an Georg Liebl von Wolfgang F. bezüglich Senioren
Hallo Herr Georg Liebl,
wir, meine Frau und ich, sind etwa im gleichen Alter wie sie, beide Jahrgang 1945. Ich war über 40 Jahre Fahrlehrer, davon 30 Jahre selbständig. Ca. 30 Jahre war ich Mitglied in der SPD. Nach Beginn der letzten große Koalition ausgetreten. Soviel in Kürze zu mir. Nun meine Frage: Nachdem wir in allen Jahren in denen wir wählen durften SPD gewählt haben, sind wir seit einigen Jahren von der Bundespolitik der SPD doch sehr enttäuscht. Aus den Medien, Druckpresse und TV haben uns viele Argumente der Linken sehr gut gefallen. Deswegen werden wir am 24.09. die Linken wählen. Höchstwahrscheinlich werden Sie, Georg Liebl nicht in den Bundestag einziehen. Aber wir möchten die Linken stärken. Unser Wunsch wär eine Rot-Rot-Grüne Koalition. Wie sollen wir unsere Stimmen abgeben?
2. Frage: Wie denkt die Linke über die verdammt geringe Grundsicherung im Alter?
Bin gespannt auf Antwort.
Freundliche Grüße
W. F.
Sehr geehrte Frau und Herr F.,
ich bedanke mich für Ihre Frage/n, auch deshalb weil das Rentenproblem einerseits von der Bevölkerung viel zu wenig thematisiert wird und alle anderen Parteien außer der Linken keine wirkliche Alternative aufzeigen wie Altersarmut verhindert werden kann.
Und hier geht es darum die Altersarmut nicht von eventuellen Faulenzern, die nicht arbeiten wollten, anzugehen, sondern von ein Leben lang arbeitenden Menschen, die dann im Alter, welche ein Skandal ein "Hungerrente" bekommen.
Das mit den eventuellen Faulenzern ist natürlich im Regelfall auch ein Vorurteil, vielfach von AFD-Anhängern, denn die Menschen wollen arbeiten, sie sind bloß manchmal krank, bekommen einfach keine Arbeit angeboten oder ziehen, hier vor allem die Frauen, die Kinder auf, was sie dann im Alter bitter durch sehr niedrige Renten büßen müssen. So ist das derzeitige deutschen Rentensystem gesetzlich fixiert, d.h. die Politik der Konkurrenzparteien CDU, CSU, Die Grünen und SPD verantwortet die Verarmung breiter Schichten der Bevölkerung, die vorher normal gearbeitet haben und diejenigen, die krank oder arbeitslos waren werden sowieso im Regen stehen gelassen. Eklatant sinkende Renten sind in den vergangenen Jahren von den jeweiligen politischen Mehrheiten bewusst per Gesetz beschlossen worden. Auch die FDP, wenigsten soweit mit an der Regierung, war wesentlich mitverantwortlich.
Dabei geht es auch anders: In Österreich, wo ja sonst nicht immer nur Gutes kommt, sind sie uns wenigstens in der gesetzlichen Rentenversicherung weit voraus - zum Nutzen - der Rentnerinnen und Rentner dort. Ein durchschnittlich verdienender Arbeitnehmer, vergleichbar einem durchschnittlich verdienenden deutschen Arbeitnehmer, bekommt dort im Monat 800 Euro mehr Rente als sein "Rentner-Kollege" in Deutschland. Dann haben die Österreicher auch nach unten soziale Mindestrenten im Gesetz festgeschrieben, die 2017 für Alleinstehende bei 872 Euro und für Ehepaare 2017 bei 1308 Euro im Monat liegen. In Österreich zahlen alle Erwerbstätigen in die gesetzliche Rentenversicherung ein, d.h. auch Beamte und Selbständige. Durch diese Regelung, dass alle Erwerbstätigen in die Rentenkasse einzahlen, kommen die nötigen Finanzsummen zusammen, die durch Staatszuschüsse alleine nicht aufzubringen wären.
Wichtig ist für deutsche Arbeitnehmer und Rentner vor allem, dass es eine Alternative zu unserem System gibt, die funktioniert und finanzierbar ist und wovon die breite Masse der Bevölkerung profitiert. Es gibt in Österreich kein Riester und die betriebliche Altersversorgung spielt praktisch keine Rolle.
Die Linke will die wichtigsten Eckpunkte des österreichischen Systems einführen, weil es den Menschen nützt. Die SPD und die anderen Parteien wollen im Wesentlichen gar nichts ändern, z.B. die CDU und CSU oder doktern nur kosmetisch an der Oberfläche herum, z.B. die SPD und die Grünen. Ganz zu schweigen von der FDP und AFD.
Was die Grundsicherung angeht, fordert die Linke 1050,- Euro netto pro Monat.
Österreicher dürfen sich den Experten der Hans-Böckler-Stiftung zufolge über ein Rentenniveau von 78,1 Prozent (brutto, vor Steuern und Sozialabgaben) und 91,6 Prozent (netto) aus freuen; in Deutschland sei das zukünftige Rentenniveau der GRV hingegen weitaus niedriger: 37,5 Prozent netto und 50,0 Prozent brutto (Zahlen von 2013, die sich aber nicht wesentlich geändert haben).
Es kommt jetzt darauf an, dass möglichst viele Stimmen für DIE LINKE gesammelt werden, dann muss man gucken ob es von den Zahlen und den Inhalten für eine Alternative zu Merkel und Partnern reicht.
Mit freundlichen Grüßen
Georg Liebl