Frage an Gabriele Hammelrath von Sibylle H. bezüglich Innere Sicherheit
Sehr geehrte Frau Hammelrath.
seit etlichen Jahren arbeite ich als Lehrerin im Schulprojekt ‚Amaro Kher‘ für Roma-Flüchtlingskinder in Köln. Ich stelle fest, dass sich die jüngsten Kinder noch sehr gut fürs Lernen begeistern lassen. Aber je älter die Kinder werden, desto mehr begreifen sie, wie aussichtslos ihre Lebenssituation ist (kein Aufenthaltsrecht, keine Arbeitserlaubnis, dauerhafte Armut, geringe Chancen je die menschenunwürdigen Flüchtlingswohnheime verlassen zu können). Dass mit dieser Erkenntnis die Motivation schwindet, sich für die eigene Zukunft anzustrengen, ist doch verständlich. Meine Bemühungen, über Bildung Veränderung zu erreichen, laufen daher allzu oft ins Leere.
Deshalb frage ich Sie: was werden Sie im Falle einer Regierungsbeteiligung tun, damit die Roma-Flüchtlinge in NRW endlich ein dauerhaftes Bleiberecht erhalten (und zwar jenseits von Bedingungen, die alle mir bekannten Roma-Flüchtlingsfamilien noch nie erfüllen konnten: null Kriminalität, selbstständige Erwirtschaftung des Lebensunterhalts, keine Ein-und Ausreisen in den letzten Jahren)?
Nach all meinen beruflichen Erfahrungen bin ich überzeugt, dass es für die Roma ohne eine derartige Vorleistung der deutschen Gesellschaft nie ein Durchbrechen der sich immer weiter fortsetzenden elenden und kinderfeindlichen Lebensbedingungen geben wird.
Im Voraus vielen Dank für Ihre Antwort,
Sibylle Haag
Sehr geehrte Frau Haag,
Zunächst herzlichen Dank für Ihre Arbeit in dem von uns und mir hoch geschätzten Projekt "Amaro kher". Wie Sie sicherlich besser als ich wissen, ist die Gruppe der Roma sehr heterogen. Es ist uns in Köln gelungen, einige der Familien - die sich selbst übrigens als Zigeuner bezeichnen - in längerfristig zusammenlebenden Verbünden hier für große Teile des Jahres anzusiedeln. Andere reisen nur kurzfristig her und sind nur schwer von unseren Behörden erfassbar. Und dazwischen gibt es die unterschiedlichsten Positionierungen.
Für uns ist die Lage der Kinder immer die entscheidende gewesen. Daher auch die Aufnahme in die Schulpflicht. Und übrigens auch für die Erwachsenen die Möglichkeit zur Teilnahme an kostenlosen Deutschkursen.
Das Aufenthaltsrecht und die damit verbundenen Rechte für Flüchtlinge müssen insgesamt überarbeitet werden. Erste Schritte dazu sind ja schon gemacht. Kein Mensch ist illegal und das Leben in einem jahrelangen Schwebezustand ist niemandem zuzumuten.
Dafür werde ich mich gerne einsetzen.
Gabriele Hammelrath