Frage an Gabriela Seitz-Hoffmann von Klaus G. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehte Frau Seitz-Hoffmann
Gerne wird auf unser dreigliedriges Schulsystem als Erfolgsmodell hingewiesen. Auch mit dem verhältnismäßig guten Abschneiden der bayerischen Schüler, u.a. bei der Pisa-Studie, wird gerne argumentiert. Wie stehen Sie nun zur Schattenseite der Schulbildungsrealität?
Stimmen Sie mir zu, dass der Schulerfolg viel zu stark vom Geldbeutel der Eltern und deren sozialer Herkunft abhängt?
Stimmen Sie mir auch zu, dass finanzielle Hilfe allein nicht die Bildungschancen unserer Kinder erhöht? Ist es nicht so, dass ohne nachhaltiges Einbinden der Eltern, die schönsten Modelle nicht funktionieren können? Viel zu oft ist festzustellen, dass gerade die Eltern "problematischer" Schulkinder, die Gelegenheit bei Elterngesprächen mit den Lehrkräften gemeinsam am schulischen Erfolg der Kinder mitzuwirken, im Sand verläuft. Wie stellen Sie sich ein Gesamtkonzept vor, bei dem auch die Eltern mit in die Pflicht genommen werden müssten? Denn es gibt auch Eltern, die weder von Ihrem Bildungsniveau (Desinteresse) noch vom Geldbeutel her (Hartz4) mithalten können und wollen.
Sehr geehrter Herr Gnadl,
vielen Dank für Ihre Frage und Ihre bereits angebotenen Antworten dazu. Ich stimme Ihnen zu, dass leider der Schulerfolg der Kinder u.a. vom Geldbeutel der Eltern abhängt. Nämlich dann, wenn bereits in der Grundschule die Kinder reicher Eltern Nachhilfestunden bezahlen können, Kinder ärmerer Eltern dies aber nicht aufbringen. Dabei muss allerdings angemerkt werden, dass auch an unserem System etwas entschieden falsch läuft, wenn bereits Grundschulkinder Nachhilfe brauchen. Ein Angebot für Hausaufgabenbetreuung - von Seiten der Schule oder von ehrenamtlichen Helfern aus der Gemeinde - wäre als Sofortmaßnahme wünschenswert. Grundsätzlich sollten aber die Klassenstärken so klein sein, dass die Lehrer die Möglichkeit haben, jedes Kind nach seinen Fähigkeiten zu fördern. Also sowohl schwächere als auch lernschnellere Kinder entsprechend zu unterstützen. Mit diesem System könnte dann auch eine längere "gemeinsame" Schulzeit möglich sein. So könnten auch "Spätentwickler" die gute Chance bekommen auf eine weiterführende Schule zu gehen.
Die Eltern kann man nicht "zwingen" sich für die schulische Karriere ihrer Kinder zu interessieren. So wünschenswert es wäre, auch die Eltern mit einzubinden, müssen wir jedoch Schulformen finden, bei denen alle Kinder unabhängig vom Elternhaus nach Ihren Fähigkeiten optimal gebildet werden.
Das war`s in aller Kürze. Ich bitte um Nachsicht, dass ich im Moment nicht die Zeit für eine ausführlichere Antwort habe. Ich hoffe aber, Sie sehen immerhin, in welche Richtung meine Vorstellungen gehen.
Viele Grüße
Gabriela Seitz-Hoffmann