Frage an Gabriela Schimmer-Göresz von Marco H. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau Schimmer-Göresz,
die Bildungspolitik ist wichtiges Wahlkampfthema in Bayern. Alle wollen kleine Klassen und mehr gut ausgebildete Pädagogen. Welches Schulsystem favorisiert die ÖDP?
Wie steht die ÖDP zum Thema "Studiengebühren"?
Vielen Dank für Ihre Antwort!
M.Horke
Sehr geehrter Herr Horke,
vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Fragen.
"Erziehen heißt ermutigen". Für die ödp ist Bildung mehr als Wissen, Leistung und Qualifikation und daher hat die bayerische ödp ein eigenes Thesenpapier zu Erziehung und Bildung entwickelt. Erhältlich unter www.oedp-bayern.de
Bei Erziehung und Bildung haben wir keine zweite Chance. Die Kinder von heute formen die Gesellschaft von morgen. Einmal versäumte oder verpasste Entwicklungen in den ersten Lebensjahren, im Kindes- und im Jugendalter lassen sich nur mit sehr großem Aufwand oder überhaupt nicht mehr nachholen. Deshalb hat jedes Kind das Recht auf eine optimale Förderung seiner einmaligen Entwicklungsmöglichkeiten durch Eltern und Gesellschaft.
Die ödp steht zum gegliederten Schulsystem, will aber die Schwächen durch nachfolgend beschriebene Maßnahmen beseitigen. Im wesentlichen sind das zwei wichtige Punkte:
1.
Wichtige Entscheidungen über die Wahl der Schulart dürfen nicht zu früh fallen. Schon in der frühen Grundschule steht alles unter dem Druck der "großen Entscheidung" ("Grundschulabitur") nach der 4. Klasse. Das hemmt die Lernfreude und erzeugt unnötigen Stress.
Die ödp will, wie gesagt, das gegliederte Schulsystem erhalten, allerdings mit der sog. "doppelten Orientierungsstufe" erreichen, dass die Entscheidung für die individuell beste Schulart entkrampft wird.
Was bedeuteten "doppelte Orientierungsstufe"?
Nach der vierten Grundschulklasse können sich die Kinder entweder für die Orientierungsstufe HS (Hauptschule)/RS (Realschule) und dann nach der 6. Klasse auf die HS oder die RS wechseln. Sie können bei entsprechender Neigung und Begabung nach Klasse 4 aber auch die Orientierungsstufe RS/GYM (Gymnasium) wählen und nach der 6. Klasse entweder auf das Gymnasium oder die Realschule wechseln. Zwischen beiden Orientierungsstufen HS/RS oder RS/GYM muss es die größtmögliche unbürokratische Durchlässigkeit für "Spätentwickler" geben.
2.
Am wichtigsten ist für die ödp, dass in keiner Klasse mehr als 20 Kinder unterrichtet werden. Ganz gleich, ob ein Kind eine zusätzliche Herausforderung oder Hilfe bei schwierigen Lernstoffen braucht, eine individuelle Förderung ist das A und O einer modernen und humanen Schule. Deshalb fordert die ödp, wie in Finnland (oder in der Montessori-Pädagogik) bereits praktiziert, in jeder Klasse eine zweite pädagogische Kraft (z.B. eine Studentin/Student im Praktikum, Erzieher/In od. Sozialpädagoge/in).
Begonnen werden muss in den Grundschulklassen 1 und 2. Ob ein Kind motiviert, lern- und wissbegierig bleibt oder sich als "Versager" ausklinkt, entscheidet sich sehr früh.
Zu Ihrer weiteren Frage nach "Studiengebühren":
Gebührenpflicht für Bildung an Schule und Hochschule muss nach unserem Dafürhalten tabu sein. Wie das Büchergeld muss auch die Studiengebühr fallen.
Von einer gut ausgebildeten Jugend haben alle großen Nutzen. Deshalb war es jahrzehntelang selbstverständlich, dass die Ausbildung der Jugend an öffentlichen Schulen und Hochschulen über Steuerzahlungen finanziert wurde. So muss es wieder werden.
Für die ödp sind Studiengebühren familien- und gesellschaftsfeindlich.
Der Staat spart sich durch die sog. "Demografische Dividende" (Rückgang der Geburten) viele Millionen Euro. Dieses Geld sollte in Bildung investiert werden und nicht im allgemeinen Steuertopf untergehen oder in den Straßenbau fließen.
Mehr zum Thema finden Sie im Wahlprogramm "Über 100 gute Gründe, ödp zu wählen"(Gründe 50 - 63).
Oder lernen Sie Ihre Kandidaten vor Ort kennen. Wir laden herzlich ein zur zentralen Wahlveranstaltung am Freitag, den 12. September 2008 um 20 Uhr nach Memmingen in den kleinen Saal der Stadthalle. Bernhard Suttner, der Vorsitzende der bayerischen ödp und Landtagsspitzenkandidat wird auch die schulbildungs- und familienpolitischen Ziele vorstellen.
Beste Grüße
Gabriela Schimmer-Göresz