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Fritz Felgentreu
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Frage von Carola L. •

Frage an Fritz Felgentreu von Carola L. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrter Herr Dr. Felgentreu,

in den letzten Monaten haben tausende Menschen beim „Aufbruch 2017“ der Bürgerbewegung Campact in Wohnzimmern, Cafés und unter freiem Himmel darüber diskutiert, welche Aufgaben eine neue Bundesregierung angehen muss. Über 75.000 haben über die Ergebnisse dieser Diskussionen abgestimm.
Auch ich mache beim „Aufbruch 2017“ mit – und lebe in Ihrem Wahlkreis. Bevor ich am 24. September wähle, möchte ich gerne wissen, wie Sie zu dem Thema Massentierhaltung und das Betäuben der Tiere mit CO2 stehen. Dieses Thema ist für mich seid längerer Zeit das Wichtigste. Ich esse 2x die Woche Fleisch. Bin also kein Vegetarier. Beim Kauf achte ich auf artgerechten Tierhaltung. Leiste sanfte Überzeugungsarbeit bei Menschen die mir nah sind. Das ist leider alles was ich für die geschundenen Tiere tun kann. Mich beschäftigt täglich, dass hinter verschlossenen Türen so viel grausames passiert und frage mich immer, beschäftigt dass nicht auch unsere Politiker so wie mich? Warum ändern Diese als Menschen mit Empathie nichts an den Tierschutzgesetzen. Warum ändern Sie nicht die Betäubungsart, die einen Erstickungstod simulieren . Die Schreie der Tiere sind erschütternd. Selbst unter Idealbedingungen, mit deutlich mehr CO2 als vorgeschrieben, ist das Leiden der Tiere nur schwer zu ertragen. Helium ist das Gas was eingesetzt werden muss. Der Unterschied zur CO2-Betäubung ist frappierend: Keinerlei Schreie, entspanntes Verhalten.
Das ist eine Betäubung wie sie sein sollte. Das Schwein merkt und spürt nichts. Das ist das was sich eigentlich ein Verbraucher unter einer
Betäubung vorstellt und nicht das was in hier in der Praxis gemacht wird.
In seinem Blut finden sich auch außerdem keine erhöhten Stresshormone und machen somit das Fleisch hochwertiger.

Bitte erklären Sie mir kurz, wie Sie und Ihre Partei sich im Falle einer Regierungsbeteiligung dazu verhalten würden.
Ich freue mich auf Ihre Antwort.
Mit freundlichen Grüßen,
C. L.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau L.,

vielen Dank für Ihre Anfrage vom 23.08.2017 zum Thema Massentierhaltung. Ich teile Ihre Auffassung komplett. Wir müssen das Tierschutzgesetz ändern. Tiere sind keine Sachen. Tierschutz ist ein unverzichtbarer Bestandteil verantwortungsvoller Umwelt-, Landwirtschafts- und Verbraucherpolitik. Der pflegliche Umgang mit Tieren ist auch dort eine ethische Verpflichtung, wo es keinen unmittelbaren Nutzen für uns Menschen gibt. Deshalb finde ich es wichtig und richtig, dass die SPD Betriebe unterstützt, die eine artgerechte Tierhaltung betreiben und dies auch durch die Kennzeichnung von Lebensmitteln für Verbraucherinnen und Verbraucher deutlich machen. Zu diesem Zweck werden wir ein staatliches Tierschutzlabel auf Grundlage der Kriterien des Deutschen Tierschutzbundes einführen. Langfristig werden wir den Weg zurück zur flächengebundenen Tierhaltung finden müssen, um unser Ökosystem nicht zu überlasten. Das heißt, ein einzelner Betrieb soll nur so viele Tieren halten, wie er von seinen betriebseigenen Flächen ernähren kann. Um dies zu erreichen muss die EU-Agrarförderung grundsätzlich neu ausrichtet werden – die öffentlichen Gelder müssen jene Betriebe erhalten, die in Umwelt- und Tierschutzmaßnahmen investieren. Die SPD setzt sich dafür ein, dass die pauschalen Subventionen schrittweise bis 2026 abgebaut werden. Zudem sollen große Tierhaltungsanlagen nur noch dann zugelassen werden, wenn die Gemeinde einen Bebauungsplan erlässt und eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchführt.

Außerdem wollen wir eine Ombudsstelle für den Tierschutz schaffen und den anerkannten Tierschutzorganisationen mit einem Verbandsklagerecht eine rechtliche Handhabe geben, damit sie wirkungsvoller gegen Tierschutzverstöße vorgehen können. Weiterhin müssen eine nationale und europäische Nutztierstrategie und ein modernes Tierschutzgesetz das Wohlergehen der Tiere schützen.

Der Gedanke des Tierschutzes muss ein fester Bestandteil in Aus-, Fort- und Weiterbildungen sein. Prüf- und Zulassungsverfahren für Stallhaltungssysteme, Tierschutzindikatoren sowie bessere Haltungs- und Transportbedingungen können zu mehr Tierschutz auf den Höfen und in den Betrieben beitragen. Die SPD setzt sich dafür ein, dass Eingriffe die an Tieren aus rein wirtschaftlichen Gründen erfolgen wie das Schnabelkürzen, das Kupieren von Schwänzen oder den Schenkelbrand bei Pferden verboten werden. Der Arzneimitteleinsatz, in der Tierhaltung, insbesondere der von Antibiotika, muss auf das notwendige Maß reduziert werden. Die Verwendung von Reserveantibiotika muss strikt beschränkt werden. Zudem lehnt die SPD Patente auf Leben kategorisch ab. Tierversuche wollen wir weiter reduzieren. Ich finde Ihren Vorschlag Helium an Stelle von CO2 zur Betäubung einzusetzen nachvollziehbar und habe Ihren Hinweis daher umgehend an die Fachpolitikerinnen und -politiker meiner Fraktion weitergeleitet. Diese haben mir zugesichert, sich in der nächsten Legislaturperiode dafür stark zu machen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Fritz Felgentreu