Was planen Sie gegen die aktuell nicht ökologisch vertretbaren Verhältnisse in der Massentierhaltung bzw. Landwirtschaft?
Sehr geehrter Herr Felgentreu, wie positionieren Sie sich hinsichtlich der aktuellen Situation in der Massentierhaltung? Für mich ist es eine untragbare Situation, dass unsere Felder weiterhin mit Pestiziden verunreinigt werden, die Tiere mit Antibiotika vollgestopft werden, unter beschämenden Verhältnissen gehalten werden und ich als Verbraucher keine Chance habe, diesem entgegen zu wirken. Wieso werden unsere Felder weiterhin mit Mais für Biogasanlagen bebaut, werden wir unseren täglichen Bedarf über Importe aus anderen Ländern abdecken müssen? Wieso werden Landwirte nicht nach ökologischen Aspekten gefördert, sondern nach Flächenanteil? Wann gibt es endlich ein Umdenken in der Politik.
Freundliche Grüße Kerstin B.
Sehr geehrte Frau B.,
vielen Dank für Ihre Anfrage zum Thema Tierwohl und Landwirtschaft.
Ihr Unmut über die Missstände im Bereich der artgerechten und ökologischen Nutztierhaltung ist nachvollziehbar und gerechtfertigt. In der SPD stoßen Ihre Fragen und Forderungen nicht auf taube Ohren. Im Gegenteil, in der SPD-Bundestagsfraktion haben wir zu Beginn des Jahres nicht weniger als einen Neustart für die Nutztierhaltung in Deutschland gefordert (siehe dazu das gleichnamige Positionspapier unter https://www.spdfraktion.de/system/files/documents/fraktionsbeschluss_neustart-nutztierhaltung-deutschland_20210126.pdf). Darin präsentieren wir konkrete Lösungen für die von Ihnen angesprochenen, drängenden Probleme in der aktuellen Agrarpolitik.
So fordert die SPD seit langem ein verpflichtendes staatliches Tierwohlkennzeichen, um dem Gefühl der Machtlosigkeit der Verbraucherinnen und Verbraucher bei ihrer Kaufentscheidung entgegenzuwirken. Eine transparente und einheitliche Kennzeichnung würde es Konsumenten erleichtern, eine informierte Entscheidung über ihr Essen und ihre Haltung zum Tierschutz zu treffen. Transparenz und Verlässlichkeit lassen sich jedoch nicht durch Freiwilligkeit auf Seiten der Produzenten herstellen und bedürfen einer staatlichen Kontrolle der Einhaltung bestimmter Haltungsfaktoren.
Darüber hinaus sollte die Landwirtschaft in Bezug auf den Gesundheits- und Umweltschutz stärker reguliert werden. Der übermäßige Einsatz von Antibiotika ist nur ein, wenngleich folgenschweres Beispiel, dem die Politik strengere Regeln entgegensetzen muss. Neben sinnvollen Regularien setzen wir uns in der SPD dafür ein, die nachhaltige Landwirtschaft durch Subventionen und andere finanzielle Anreize attraktiver zu machen. Ich stimme Ihnen zu, dass Landwirte für eine ökologische Landbewirtung und nachhaltige Nutztierhaltung gefördert werden sollten. Umwelt-, Klima- und Tierschutz können und sollten dabei Hand in Hand gehen. Pauschale Subventionierungen auf Grundlage der Flächenbewirtschaftungen sind nicht zeitgemäß und gehören durch Kriterien im Sinne des Gemeinwohls ergänzt.
Eine ganzheitliche Strategie für Landwirtschaft und Nutztierhaltung, wie wir sie im Positionspapier fordern muss auch räumliche Faktoren, wie die Viehdichte in Regionen und die Tiertransportzeiten berücksichtigen. Weiterhin ist es unser Ziel, die Eiweißproduktion, beispielsweise den Anbau von Soja für Futtermittel in Europa zu fördern damit wir diese notwendigen Ressourcen nicht aus Drittstaaten einfliegen lassen müssen.
Ich hoffe, ich konnte Ihre Fragen zufriedenstellend beantworten. In der SPD hat das von Ihnen zurecht geforderte Umdenken stattgefunden und wir hoffen unsere Ziele in der nächsten Regierung auch endlich in die Tat umsetzen zu können.
Mit freundlichen Grüßen
Fritz Felgentreu