Frage an Fritz Felgentreu von Jules E. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Lieber Herr Felgentreu,
als jemand, der in seinem Berufsleben in die Berliner Wissenschaftslandschaft integriert ist, wird Ihnen die Situation der sogenannten Kleinen Fächer bestens vertraut sein. Wie ist es dem Steuerzahler gegenüber zu rechtfertigen, daß es hier noch immer Doppel- und Dreifachangebote (wenn man Potsdam mitzählt) gibt? Die Bibliotheken kaufen allgemeine Literatur doppelt und dreifach, Spezifischeres kann hingegen nicht mehr angeschafft werden. Auch ließen sich die Studentenzahlen leicht mit der Hälfte des Personals betreuen. Da die Hochschulen offenbar reformunfähig sind - ist hier seitens der SPD eine politische Lösung in Aussicht?
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Jules Elysad
Lieber Herr Elysad,
als aktiver Wissenschaftler habe ich mich bewusst von Universitätspolitik ferngehalten, um nicht in Interessenkonflikte zu geraten. Trotzdem habe ich zu Ihrer Frage natürlich eine Meinung, die ich hier gerne kundtue.
Abstrakt gebe ich Ihnen recht. Es reicht im Prinzip, wenn ein kleines Fach (auch mein eigenes) in Berlin nur einmal vorkommt. Trotzdem kann eine Doppelung auch sinnvoll sein: Wenn sie durch eine unterschiedliche Profilbildung von erheblicher Ausstrahlung unterlegt ist oder wenn das Fach für die interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb seines Fachbereiches unverzichtbar erscheint. Das finanzielle Problem ist weniger groß, als es scheint: zwei Professuren kosten an zwei Universitäten im Prinzip genausoviel wie an einer und Bücher -- also Bibliotheken -- sind (im Gesamtvergleich der Kosten, die an einer Universität entstehen) relativ billig. Wenn eine Universität deshalb entscheidet, ein kleines Fach trotz Doppelung weiterzuführen, sollte man im Einzelfall prüfen, ob das sinnvoll ist oder nicht.
Mit freundlichem Gruß
Ihr Fritz Felgentreu