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Fritz Felgentreu
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Frage von Johannes W. •

Frage an Fritz Felgentreu von Johannes W. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrter Hr. Felgentreu,

wie Sie ja sicher wissen, plant die Linkspartei.PDS in ihrem Wahlprogramm eine Einheitsschule nach skandinavischem Vorbild. Dazu und zu anderen Punkten habe ich einige Fragen:
1. Ist das Gymnasium für die SPD Verhandlungsmasse in Verhandlungen mit der PDS? Immerhin ist Ihre Partei dazu willens, die Hauptschule abzuschaffen. Da böte sich doch im Gegenzug der Verzicht auf das Gymnasium an.
2. Sehen Sie als Altphilologe und Slawist eine Chance auf speziellere Schulen, gerade wenn der Trend der Politik dahin geht, dass man Schulen gleichstellt?
3. Ist die SPD dazu bereit den Weg der Linkspartei.PDS mitzugehen, die Sek. I der verschiedenen Schultypen durch eine gemeinsame Sek. I zu ersetzen?
4. Wird es eine bessere Neueinstellungspolitik mit Anreizen für den Standort Berlin geben? Mir ist bekannt, dass einige frei Stellen nicht besetzt werden, da gut ausgebildete Lehrer aufgrund der Politik des Senats den Weg in andere Bundesländer suchen. Da wäre es doch deutlich besser, die hier ausgebildeten Studenten auch hier anzustellen. Wird es da ein Umdenken geben oder bleiben Sie und Ihre Partei auf diesem Weg?
5. Wie beurteilen Sie die Kompatibilität der Bachelor-Studiengänge? Diese Studiengänge waren doch gedacht, um leichter innerhalb Europas den Austausch zu ermöglichen. Jetzt ist es nicht mal mehr möglich innerhalb Berlins, Seminare an anderen Universitäten zu besuchen und sie anrechnen zu lassen. Zumindest ging mir dies im BA Philosophie so.

Beste Grüße,
Johannes Weifels

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Weifels,

gestatten Sie mir zunächst die Anmerkung, dass ich kein Spezialist in Fragen der Bildungspolitik bin, sondern mehr von Innen- und Rechtspolitik versthe. Dennoch benatworte ich Ihre Fragen gerne, so gut ich eben kann.

1. Die Berliner SPD hat sich in einem Landesparteitagsbeschluss grundsätzlcih für ide zehnjährige Einheitsschule ausgesprochen. Wir halten aber Qualitätsfragen für wichtiger als Strukturfragen und haben deshalb bewusst davon abgesehen, die zehnjährige Einheitsschule zum Gegenstand unseres Wahlprogramms zu machen. Das Gymnasium steht also nicht zur Disposition. Die Hauptschule allerdings hat als Restschule für zehn Prozent eines Jahrgangs auch aus meiner Sicht keine Sinn mehr.

2. Das neue Schulgesetz gibt den Schulen die Möglichkeit, sich aus eigenem Antrieb zu spezialisieren. Ich halt diesen Weg für richtig. Dabei muss jedoch der Staat sicher stellen, dass Schulen in strukturschwachen Stadtteilen nicht noch weiter ins Hintertreffen geraten.

3. Radio Eriwan: Im Prinzip finden wir das auch richtig (s. Frage 1). Wir wollen aber nicht alle Eltern und Lehrer mit einer großen Strukturreform verrückt machen, sondern setzen mit Priorität auf die Verbesserung der Qualität des Unterrichts an allen Schultypen.

4. Neue Stellen gibt es ja. Aber solange Berlin sich in einer extremen Haushaltsnotlage befindet, sehe ich keinen Spielraum dafür, von Neuanstellungen auf 2/3-Stellen BAT II A wieder auf volle A-13-Stellen (Studienrat) zu wechseln. Insofern bleiben die Wettbewerbsnachteile für Berlin auf absehbare Zeit bestehen.

5. Kompatibilität entsteht durch die Vergleichbarkeit der Studiengänge. Es ist jetzt leichter, ein ganzes Semester voll anrechenbar im Ausland zu studieren. Schwierig ist es, innerhalb eines Semesters Lehrveranstaltungen an anderen Fachbereichen oder gar Universitäten zu "importieren" (allein schon aus Zeitgründen). Manche Probleme sind aber Kinderkrankheiten, die sich geben werden, wenn die Erfahrung mit dem neuen System wächst. Als Dozent und Praktiker halte ich von der hohen Verbindlichkeit der BA-Kurse eine ganze Menge.

Mit freundlichem Gruß

Ihr Fritz Felgentreu