Frage an Friederike Föcking von Marcus B. bezüglich Soziale Sicherung
Liebe Frau Dr. Föcking,
ich habe die Frage bereits den Kandidaten der GAL gestellt. Allerdings wüsste ich gern auch die Meinung der CDU zum Thema. Ich habe deshalb einfach den Kern kopiert, bitte nicht böse sein.
Im Bezirk Wandsbek wird (wie fast im restlichen, kompletten Hamburg) sehr wenig getan, um Kinder zu selbstkritischen und motivierten, jungen Menschen zu erziehen. Stattdessen findet eine weitläufige Verrohung statt, geprägt durch ein Weltbild aus Gewaltmusik und nicht wirklich friedlicheren Computerspielen.
Dazu bedarf es einer Aufklärung durch Erwachsene, denen Kinder vertrauen, und das in einem Alter, dass es nicht fast zwingend voraussetzt, sich einer Szene/ Gruppe/ Bande anzuschließen, um nicht unterzugehen.
Ich denke, man müsste mehr Stätten offener wie auch gruppenorientierter Jugendarbeit schaffen. Stätten, an denen Jugendliche ihre Zeit sinnvoll verbringen können. Dazu gehört auch die entsprechende Werbung zu machen, um dort jemanden "hinzulocken". Ich selbst bin aktiver Pfadfinder und leite eine Gruppe, aber viele Eltern der Kinder sind Hartz IV-Empfänger und somit können diese Kinder manchmal nicht mit oder werden eben schnell wieder abgemeldet/ gar nicht erst angemeldet.
Diese Jugendarbeit müsste verstärkt aufgebaut werden.
Das in meinen Augen ziemlich unsinnige Hundegesetz oder das Waffenverbot auf dem Kiez wurde durchgesetzt. Warum werden Tötungssimulationen, also Ego-Shooter und andere, gewaltverherrlichende Computerspiele und Songs nicht aus den Geschäften verbannt? Warum fangen Gesetze nicht gleich zu Beginn der Erziehung zur Gewalt zu wirken statt erst am Ende dieser unseligen Entwicklung?
Mit FSK-18 ist es nicht getan, denn gerade in den Problemgruppen ist die Scheibe morgen multipliziert und jedem zugänglich.
Immer mehr Kinder gehen statt mit einer Vorstellung einer zu realisierenden und coexistierenden Gesellschaft mit einem aufgebauten Feindbild durch die Welt. Wie vermittelt man wieder echte Werte?
Liebe Grüße,
Marcus Berns
Sehr geehrter Herr Berns,
vielen Dank für Ihre Frage zum Thema der Erziehung und der Vermittlung von Werten, das auch mir sehr am Herzen liegt.
Zwar teile ich Ihre Einschätzung einer weitläufigen Verrohung von Kindern und Jugendlichen in Hamburg so nicht. Dazu erlebe ich in der Schule meiner Kinder, in der Kirchengemeinde, bei Sportvereinen oder in anderen Zusammenhängen eben doch zu viele motivierte junge Leute und friedliche Kinder. Glücklicherweise erzieht die große Mehrzahl der Eltern - und sie sind die zuerst dafür Verantwortlichen - ihre Kinder zu verantwortungsbewußten und gemeinschaftsfähigen jungen Menschen.
Trotzdem will ich die von Ihnen angesprochenen Probleme nicht verniedlichen oder die Politik aus der Verantwortung nehmen.
Sie haben recht, wenn sie fordern, dass ein Gesetz bzw. politisches Handeln bereits am Anfang der Kindheit einsetzen muss, um Eltern bei der Erziehung zu unterstützen. Da hat die CDU-Regierung in Hamburg meines Erachtens aber schon wichtige Weichen gestellt: Hilfen für junge und werdende Eltern in schwierigen Lagen, Ausbau der Kindertagesbetreuung (plus Sicherung von deren Qualität!), Einrichtung von Eltern-Kind-Zentren (für Eltern, die man sonst nur schwer mit Hilfs-Angeboten erreichen kann), viel mehr Sprachförderung für Kinder (damit gar nicht erst Außenseiterpositionen entstehen). Im Schulbereich ist das geplante Zwei-Säulen-Modell der richtige Weg, um etwa die Aussichtslosigkeit von Hauptschüler-Laufbahnen und damit auch eine Ursache von Frustration und Gewaltbereitschaft zu verhindern. Diesen Weg wollen wir weitergehen!
Auf Bundesebene hat darüber hinaus die CDU-Familienministerium das neue Jugendschutz-Gesetz auf den Weg gebracht, das sicher auch nicht alle Probleme lösen wird, aber doch u.a. den Kauf von Gewalt-Computerspielen deutlich erschweren und die Indizierung von gewaltverherrlichenden Medien vereinfachen wird. Ich selbst bin auch kein Fan von Ego-Shooter und Co., sehe aber aus juristischen Gründen derzeit keine weitergehenden Möglichkeiten als das schon im Gesetz Vorgesehene. Dringend ist daher die bessere Aufklärung von Eltern und Erziehern/innen - wir sind da oft ziemlich ahnungslos. Außerdem möchte ich mich dafür einsetzen, dass an den Schulen der verantwortungsvolle Umgang mit Chatrooms und Computerspielen etc. im Unterricht verstärkt zum Thema wird.
Was Rahlstedt anbelangt, so werden etwa für das neue große Wohngebiet Boltwiesen mit seinen vielen jungen Familien nun ein Bolzplatz und ein Jugendzentrum gebaut. Es gibt hier also positive Entwicklungen, die wir auch weiter fördern wollen, etwa, indem bisher kommunale Jugendeinrichtungen in freie Trägerschaft überführt werden.
Die Politik kann Verantwortungslosigkeit oder Gleichgültigkeit von Erwachsenen gegenüber Kindern und Jugendlichen nicht völlig verhindern und muss oft kleine Schritte und mühsame Wege gehen. Die aber lohnen sich.
Übrigens: Weil unser Rahlstedter Ortsausschuss die Arbeit von in der Jugendarbeit ehrenamtlich aktiven Jugendlichen unterstützen wollte, hat er 2005 einen Rahlstedter Pfadfinderstamm und 2007 die jugendlichen Übungsleiterhelferinnen und Übungsleiterhelfer der hiesigen Sportvereine mit dem Umwelt- und Sozialpreis ausgezeichnet.
Mit besten Wünschen für Ihre Engagement bei den Pfadfindern und freundlichen Grüßen
Friederike Föcking
P.S. Der Bauspielplatz Rahlstedt e.V. (Grüngelände hinter dem Hallenbad) bietet auch Pfadfindergruppen die Möglichkeit, dort am Wochenende zu zelten. Vielleicht wäre das eine Möglichkeit für eine preisgünstige Wochenend-Aktion für Ihren Stamm?