Frage an Friederike Föcking von Hans-Arthur M. bezüglich Kultur
Sehr geehrte Frau Föcking,
seit knapp zwei Jahren wohne ich jetzt im Bezirk Wandsbek und kann mich nach wie vor nicht damit abfinden, dass vor dem Bezirksamt ein Denkmal für den reichen Wandsbeker Bürger Schimmelmann errichtet wurde, das die Herkunft seines Vermögens aus dem Handel mit Sklaven und Waffen lediglich in Klammern auf einer daneben stehenden Texttafel erwähnt.
Ich halte nichts davon, Denkmäler zu stürzen oder zu zerstören. Es ist auch grundsätzlich nichts gegen ein Schimmelmann-Denkmal einzuwenden, da dieser Mensch den Stadtteil nun einmal geprägt hat. Aber hier wäre eine Gelegenheit, sich mit den weitgehend verdrängten Ursprüngen des europäischen Reichtums auseinanderzusetzen. Und diese Gelegenheit besteht immer noch: Der Bezirk Wandsbek oder die Stadt Hamburg könnte einen Wettbewerb für eine Skulptur oder Installation ausschreiben, die das bestehende Schimmelmann-Denkmal an Ort und Stelle kommentiert.
Würden Sie sich als Bürgerschaftsabgeordnete für eine solche Ausschreibung einsetzen? Wenn ja, in welcher Form?
Mit freundlichen Grüßen
Hans-Arthur Marsiske
Sehr geehrter Herr Marsiske,
ich teile Ihre Einschätzung, dass die derzeitige Präsentation der Schimmelmann-Büste für eine nachhaltige Beschäftigung mit dem Thema Sklavenhandel nicht ausreicht. Ebenso stimme ich Ihnen zu, dass das Entfernen von Standbildern historischer Personen keine Lösung bringt. Solche Kunstwerke sollten vielmehr Anstoß sein, sich mit Persönlichkeiten und Ereignissen unserer (auch lokalen) Geschichte, ihren Leistungen und Untaten, auseinander zu setzen.
Eine solche Gelegenheit bietet tatsächlich auch die Schimmelmann-Büste. Ob der richtige Weg dazu allerdings über eine zusätzliche Installation oder ergänzende Skulptur führt, halte ich für fraglich (Urheberrechte der Bildhauerin der vorhandenen Skulptur, die örtlichen Gegebenheiten usw.).
Besser wäre es, die Büste sehr viel ausführlicher zu kommentieren und insbesondere auf Schimmelmanns Rolle im Sklavenhandel einzugehen. Dafür könnte man zum Beispiel unter den Wandsbeker Schulen einen Wettbewerb über Formulierung und Präsentation eines solchen Textes veranstalten (etwa nach dem Vorbild der Tafeln zur Barmbeker Stadtteilgeschichte). Das böte Wandsbeker Schülerinnen und Schüler einen Anreiz, sich mit der Geschichte ihres Bezirks und einem besonders dunklen Kapitel unserer europäischen Geschichte zu beschäftigen. Und möglicherweise könnte es gerade ihnen gelingen, eine anschauliche und gut verständliche Erläuterung der Büste zu formulieren.
Mit freundlichen Grüßen
Friederike Föcking