Frage an Franziska Eichstädt-Bohlig von Harald B. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Eichstädt-Bohlig,
ihre Antwort überrascht mich sehr. In der netzitung.de vom 08.09. antworten Sie nämlich auf die Frage, "Ist für Sie die Abschaffung von Realschulen und Gymnasien zugunsten der Gesamtschule eine Option?" - "Nein, für uns ist das Ziel, Haupt- und Realschule schrittweise zusammenzuführen."
Ich frage Sie daher nochmal deutlicher?
1. Teilen Sie meine Auffassung, dass mit dieser Vorgehensweise aus dem jetzt 3-gliedrigen, dann lediglich ein 2-gliedriges Schulsystem erwachsen würde und dass die damit verbundenen Probleme der sozialen Selektion, nämlich wieder eine Schule zu haben, in die die vermeintlich leistungsstarken Kinder gehen (Gymnasium), und eine, für die vermeintlich leistungsschwächeren (fusionierte Haupt-und Realschule), sich dann lediglich in abgemilderter Form fortsetzen?
2. Warum verschweigen Sie das in Ihrer Antwort an mich?
Sehr geehrter Herr Bucher,
durch die schrittweise Zusammenführung von Haupt- und Realschulen zu integrativen Schulen nach skandinavischen Vorbild wollen wir mehr individuelle Förderung von allen Kindern erreichen. Unser Ziel ist es jeden Hauptschüler auf Realschulniveau zu bringen, denn mit Hauptschulabschluss haben Jugendliche praktisch heute keine berufliche Zukunft mehr. Das muss geändert werden, deshalb steht die Qualität der Bildung für uns im Vordergrund. Dazu zählt natürlich auch die grundlegende Veränderung des Unterrichts. Wir benötigen einen Unterricht, der auf das unterschiedliche Lernniveau und –tempo der Kinder Rücksicht nimmt, anwendungsorientiert ist und an der Lebensrealität der SchülerInnen ausgerichtet ist. Die individuelle Förderung der jungen Menschen ist daher essentiell. Eine Veränderung der Unterrichtskultur stößt jedoch an strukturelle Grenzen, wenn die SchülerInnen nach wie vor ausgesiebt und leistungsschwächere auf die nächstniedrigere Schulform abgeschoben werden.
Internationale Schulleistungsstudien haben im Übrigen keine Beweise geliefert, dass wie in Deutschland oft angenommen wird, dass Lernen in leistungshomogenen Gruppen automatisch zu besseren Schulleistungen führe. Im Gegenteil, alle Länder, die im Sekundarschulbereich ein größeres Leistungsspektrum bei den SchülerInnen aufweisen, haben bessere Ergebnisse, und das nicht nur bei den leistungsschwächeren SchülerInnen.
Mit freundlichen Grüßen
Franziska Eichstädt-Bohlig