Fragen und Antworten
(...) Mein zentrales Anliegen für Lichtenberg und damit auch für Berlin war und ist, daß Vattenfall kein Kohlekraftwerk in Klingenberg baut. Da gibt es inzwischen die Zusage, dass hier ein oder zwei Biomassekraftwerke gebaut werden sollen, ergänzt durch Gaskraftwerke an anderen Standorten (Lichterfelde und Lichtenberg). (...)
(...) Sie fragen nach meinem speziellen Engagement für Lichtenberg. Ich habe mich schon bisher - und inzwischen erfolgreich - für die Verhinderung eines neuen Kohlekraftwerks in Klingenberg eingesetzt. Nun muß das von Vattenfall vorgelegte Konzept mit einem neuen Gaskraftwerk am Standort Lichtenberg und ein oder zwei Biomassekraftwerken am Standort Klingenberg konstruktiv und kritisch vorangetrieben und begleitet werden. (...)
(...) Hier habe ich meine Meinung inzwischen geändert. Die Initiative von "abgeordnetenwatch.de", dass Abgeordnete selbst einen Beitrag dazu leisten, finde ich besser. (...)
(...) Sehr geehrter Herr Müller, ich bin entschieden gegen die Bahnprivatisierung, das Berliner S-Bahn-Chaos hat mich in dieser Haltung noch bestärkt. (...)
Über Franziska Eichstädt-Bohlig
Franziska Eichstädt-Bohlig schreibt über sich selbst:
Kindheit und Familie:
Ich bin 1941 in Dresden geboren. Mein Vater war Architekt, meine
Mutter Tänzerin. Im Februar 1945, eine Woche vor dem Luftangriff auf Dresden, nahm meine Mutter ihre beiden Töchter und flüchtete vor den vordringenden Russen in ein Dorf nach Niederbayern. Das Bild, das ich bis heute mit meiner Kindheit verbinde ist, in meinen Kindertagen auf abgeernteten Feldern Kartoffeln, Ähren und Zuckerrüben zu sammeln und im Wald nach Pilzen und Beeren Ausschau zu halten, um meinen Teil zur Ernährung der Familie beizutragen.
Uni und Studentenzeit:
In den 60er Jahren habe ich in Hannover und in Berlin an der TU
Architektur und Städtebau studiert. Die Auseinandersetzung mit dem Faschismus und mit dem Stalinismus, die Kritik an den
Notstandsgesetzen und am Vietnamkrieg hat meine Generation geprägt.
Als Mitglied einer Gruppe gewerkschaftlicher und evangelischer
Studenten engagierte ich mich in der Studentenbewegung von FU und TU Berlin.
Beruf und Kinder:
Mein Studium habe ich 1969 abgeschlossen und anschließend als
Stadtplanerin gearbeitet. In den Siebzigern habe ich geheiratet und
zwei Söhne zur Welt gebracht. Tagesmutter und Kinderladen erlaubten es mir glücklicherweise Kinder und Karriere unter einen Hut zu bringen.
Instandbesetzung und behutsame Stadterneuerung:
Seit den 70er Jahren habe ich mich mit den Fehlern der Berliner
Baupolitik befasst, mit der aberwitzigen Aufwandssubvention des
Sozialen Wohnungsbaus, mit Bauskandalen und Bankenskandal. Aus Protest gegen Mietervertreibung und Baukorruption wurden 1980 über 70 leerstehende Häuser in Berlin "instandbesetzt".
Ich engagierte mich für die ‚behutsame Stadterneuerung’, wurde
‚Patin’ der Hausbesetzer und stritt für ihr Wohnrecht und ihre
Legalisierung. Für 12 Häuser am Heinrichplatz wurde schließlich 1983
ein besonderer Sanierungsträger "Stattbau" gegründet. Als
Geschäftsführerin der "Stattbau" habe ich mit den Besetzern/Bewohnern bis 1989 die ökologisch und sozial modellhafte Sanierung und die Gründung der Genossenschaft "Luisenstadt e.G." organisiert, die die Häuser seither bewirtschaftet.
Baustadträtin in Kreuzberg:
Zur Wendezeit war ich für die Alternative Liste Baustadträtin in
Kreuzberg. Zu der Zeit fiel die Mauer. Sicherlich lag damals der größte Arbeitsschwerpunkt in der Überwindung der Mauerfolgen und
der innerstädtischen Verbindung von Kreuzberg in die damaligen
Ostbezirke Mitte, Friedrichshain und Treptow, sowie die Unterstützung des Kreuzberger Patenbezirks Prenzlauer Berg.
Warum Grün?
Erst 1993 bin ich Mitglied vom gerade vereinigten BÜNDNIS 90 / DIE
GRÜNEN geworden. Ausschlaggebend waren für mich die großen Fehler der Kohlschen Vereinigungspolitik. Die schnelle Währungsumstellung und die Treuhandpolitik demontierten die Industrie. Die Eigentumspolitik machte eine bewohnernahe Stadterneuerung unmöglich. Die überzogenen Steuervorteile lieferten den Osten westdeutschen Glücksrittern aus und verführten zu vielen Fehlinvestitionen.
Noch ehe ich mich versah, saß ich 1994 plötzlich als Quereinsteigerin
für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Deutschen Bundestag in Bonn.
Von 1994 bis 2005 habe ich die Berliner Grünen im Bundestag vertreten. Ich lernte bald, dass man als Parlamentarierin zwar nicht die Welt aus den Angeln heben, aber auf konkrete Entscheidungen sehr wohl Einfluss nehmen kann.
Meine Arbeitsschwerpunkte lagen in baupolitischen Fragen sowie von 2001 bis 2005 zusätzlich in der Hauhaltspolitik.
Engagement für die Hauptstadt:
Vor 1994 bis 2000 habe ich die GRÜNEN auch in allen parlamentarischen Fragen des Hauptstadtumzugs vertreten, insbesondere als Mitglied der Baukommission und dort für so manche kostengünstigere Lösung beim Parlamentsumzug gestritten. Nicht immer, aber immerhin manchmal erfolgreich.
Als Mitglied der Expertenkommission "Historische Mitte
Berlin", habe ich die Eckpunkte für die künftige Schlossplatzbebauung mit erarbeitet. Das von mir favorisierte Nutzungskonzept war das des "Humboldtforums". Die künftige Bebauung sollte sich meiner Meinung nach an der Kubatur des Schlüter’schen Stadtschlosses orientieren, die Möglichkeit der Integration des Palasts der Republik sollte jedoch offen gehalten und erst im Rahmen eines Realisierungswettbewerbs entschieden werden.
Seit Oktober 2006 vertrete ich die Interessen der Berliner im Abgeordnetenhaus von Berlin. Als Fraktionsvorsitzende und Sprecherin für Stadtentwicklung gehöre ich der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen an.