Portrait von Franziska Brantner
Franziska Brantner
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Gertrud R. •

Sparmaßnahmen im Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialbereich verschlechtern die Arbeits- und Lebenssituation von Frauen. Welche Verbesserungen schlagen Sie vor?

Frauen arbeiten schwerpunktmäßig in Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialberufen. Die Einsparung von Fachkräften bzw. der Fachkräftemangel verschlechtern ihre Arbeitssituation.
Frauen verfügen über weniger Einkommen und sind in stärkerem Maße von Armut bedroht. Deshalb sind die Höhe des Mindestlohns bzw. der Wohnungsmiete und der Lebenshaltungskosten wichtige Faktoren einer feministischen Politik. Welche Maßnahmen schlagen Sie vor?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Liebe Frau R.

vielen Dank für Ihre Frage hier und bitte verzeihen Sie meine verspätete Antwort. Unser Ziel als Grüne ist eine geschlechtergerechte Gesellschaft. Eine solche Gesellschaft verspricht, echte Gleichberechtigung in allen Lebensbereichen – rechtlich, kulturell und ökonomisch.

Wir wollen z.B. durch eine feministische Wirtschaftspolitik den aktuellen Status quo angehen. Und dieser ist leider immer noch: Viele Frauen sind erwerbstätig – aber meist in Teilzeit, um Familie und Beruf in Einklang zu bringen. Sie müssen immer noch häufig mehr als ihre männlichen Kollegen leisten, um in wirkungsreiche Positionen zu kommen. Ganz zu schweigen von den Unterschieden bei der Bezahlung, der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie der sozialen Absicherung.

Um diese Umstände endlich spürbar anzugehen, ist eine andere Perspektive auf Wirtschaftspolitik notwendig. Wir arbeiten darauf hin einen Wandel in der Wirtschaftspolitik zu erreichen.

Konkret können wir, um beispielsweise eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erreichen, mehr Betreuungsangebote für Kinder schaffen. Dafür braucht es aber auch flexible Jobmodelle und eine andere, eine geschlechtergerechte Unternehmenskultur. Hier sind auch die Unternehmen in der Verantwortung.

Sie sprechen ja auch die Höhe des Mindestlohns an: Die Anhebung des Mindestlohnes auf 12 Euro hat für viele Frauen einen wichtigen Schritt nach vorne bedeutet. Die jetzige schrittweise Erhöhung auf 12,82 Euro bis 2025 stellt aber dem faktischen Reallohnverlust im Zuge der vergangenen Preissteigerungen leider nur wenig entgegen. Die unterschiedlichen Interpretationen in der Mindestlohnkommission zeigen, dass die Kriterien für die Anpassung geschärft werden müssen. Dazu gehört, dass der Schutz vor Armut – gerade für Frauen - in die Gesamtabwägung einfließen muss und nicht allein das starre Kriterium der Tariflohnentwicklung entscheidet. Darüber wird auch zu diskutieren sein, wenn die EU-Mindestlohnrichtlinie bis November 2024 umgesetzt werden muss.

Wir wollen außerdem diese Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern sichtbarer machen, um sie dann zu beseitigen. In der Ampel-Koalition haben wir uns darauf geeinigt das Entgelttransparenzgesetz weiterzuentwickeln und die Durchsetzung zu verbessern, indem wir Arbeitnehmerinnen ermöglichen, ihre individuellen Rechte durch Verbände im Wege der Prozessstandschaft geltend machen zu lassen.

 

Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit meiner Antwort weiterhelfen. Haben sie erholsame Feiertage!

 

Mit besten Grüßen

Franziska Brantner

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