Bei X veröffentlichen Sie am 20.01.25 einen Elevator- Pitch zum Mythos Dunkelflaute. Entsprechen Ihre Behauptungen Ihrem tatsächlichen Wissenstand bezüglich garantierter Netzsicherheit in Deutschland?
Sehr geehrte Frau Brantner,
auch Steffan von OutdoorChiemgau befasst sich noch am selben Tag mit Ihren Aussagen und ist, wie auch ich, fassungslos!
"Lügen die Grünen Chefinnen? - Mythos Dunkelflaute! Elevatorpitch - YouTube"
Mit freundlichen Grüßen
Dieter R.

Sehr geehrter Herr R.,
vielen Dank für Ihre Nachricht.
Dunkelflauten kommen in Deutschland zwar vor, jedoch sind sie relativ selten und dauern meist nur kurze Zeit an. Sie stellen keineswegs eine unmittelbare Gefahr für einen Blackout oder explodierende Stromrechnungen dar. In der Tat kann es während dieser Phasen zu kurzfristigen Preisanstiegen an der Strombörse kommen, aber es gibt auch Zeiten, in denen wir sogar negative Strompreise erleben. Betrachtet man die Gesamtentwicklung der Strompreise, so zeigt sich, dass wir mit Blick auf Stromverträge von Neukunden wieder auf einem Niveau von vor dem russischen Angriffskrieg und der dadurch ausgelösten Energiekrise sind.
Wichtig ist zu betonen, dass wir in Deutschland über genügend Kapazitäten verfügen, um auch in Zeiten mit wenig Wind und Sonne die Energieversorgung sicherzustellen. Es gibt jedoch immer wieder Berichte, dass einige Stromanbieter ihre Kapazitäten zurückhalten, um die Preise nach oben zu treiben. Das Bundeskartellamt und die Bundesnetzagentur ermitteln in diesen Fällen. Außerdem sind wir dank des gut ausgebauten europäischen Strommarktes eng mit unseren Nachbarn vernetzt und können bei Bedarf auf Energie aus anderen Ländern zugreifen.
Zugleich möchte ich aber auch betonen, dass für eine dauerhaft günstige und unabhängige Energieversorgung in Deutschland noch einiges zu tun ist. Wir Grünen setzen uns für den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien ein, denn sie sind heute bereits die günstigste Energieform. Sie liefern zwar enorm günstig, aber nicht gleichmäßig Strom. Daher müssen wir Angebot und Nachfrage optimal und möglichst dezentral aufeinander abstimmen. Dies erreichen wir durch kosteneffizienten Netzausbau und bessere Netznutzung, Speicher aller Arten, die effiziente Nutzung der enormen Flexibilitätspotenziale von Industrie, Gewerbe, Verkehr und privaten Verbraucherinnen und Verbrauchern und eine neue Generation von möglichst bald mit grünem Wasserstoff betriebenen Kraftwerken sowie die Nutzung von Geothermie und Biogaskraftwerke.
Wir setzen uns für einen leistungsfähigen europäischen Strombinnenmarkt ein und bauen die Stromnetze zu unseren europäischen Nachbarn aus. Außerdem setzen wir auf die konsequente Digitalisierung des Energiesektors. Mit digitalen und flexiblen Stromnetzen und dynamischen Stromtarifen werden künftig die Bürgerinnen und Bürger in die Lage versetzt, in Zeiten von viel Wind und Sonne den Strom per Batterie oder Wärmepumpe systemdienlich zu speichern oder das E-Auto laden zu lassen. Damit kann jede und jeder Geld sparen und von den Vorteilen der erneuerbaren Stromwelt direkt profitieren. Zugleich sinken die Kosten im Gesamtsystem.
Notwendig sind dazu auch neue Regeln, wie unser Strommarkt funktioniert. Langfristige Sicherheit für Investitionen in Kraftwerke, zum Beispiel im Rahmen von Kapazitätsmärkten, müssen mit intelligenten kurzfristigen Anreizen zum effizienten Stromverbrauch einhergehen. Dazu möchten wir Modelle regionaler Energiemärkte prüfen. Die Verteilnetze möchten wir technisch und regulatorisch auf die effiziente und effektive Integration der erneuerbaren Energien in regionale Wärme- und Mobilitätsmärkte ausrichten. Wir wollen dafür sorgen, dass die Netzentgelte im Rahmen bleiben und fair getragen werden.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen.
Freundliche Grüße
Franziska Brantner