Frage an Franz-Josef Jung von Michael K. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Dr. Jung,
über den jüngst in der Provinz Kunduz von einem deutschen ISAF-Kommandeur befohlenen Luftangriff, welcher in ein Massaker ausartete, bin ich zutiefst schockiert. Was in der letzten Zeit an diesem Schauplatz geschieht, ist einfach entsetzlich. Ich möchte dies zum Anlass nehmen, Sie um Ihre Einschätzung zu folgenden Punkten zu bitten:
- Die Bundeswehr ist gemäß Mandat in Afghanistan zur Schaffung eines sicheren Umfeldes für den Aufbau des afghanischen Staates. In der Realtität aber eskaliert die Situation dort immer weiter, Pakistan droht mit in den Konflikt gezogen zu werden, es herrschen Kriegsverhältnisse etc. Kann die BuWe mit ihrer jetzigen Strategie ihr Einsatzziel überhaupt noch erreichen? Wie bewerten Sie die Lage?
- Das Einsatzziel unserer Büdnispartner ist anders formuliert; im Zusammenhang gerade mit US-Truppen lässt sich z.B. keine Deeskalationsstrategie feststellen. Wie sehen Sie die Chancen, dass die BuWe ihrem Einsatzziel in dieser Konstellation überhaupt näher kommt?
- Wenn keine klare Strategie für die ersten beiden Punkte vorliegt, was macht die BuWe dann überhaupt dort, und wofür bezahlt der Steuerzahler das alles?
- Sie beharrten im Fall des oben erwähnten Luftangriffs auf einer (harmloseren) Version der Geschichte, die schon klar von NATO-Berichten falsifiziert wurde. Warum?
Ich möchte Sie bitten, sich in allen Punkten, die den Afghanistaneinsatz betreffen, einer öffentlichen Debatte zu stellen, auch wenn diese unerfreulich werden könnte.
Mit freundlichen Grüßen,
Michael Karg