Frage an Franz Groll von Ralph M. bezüglich Soziale Sicherung
Herr Groll,
in diesem Wahlkampf spielt, leider manchmal nur am Rande, endlich einmal das Thema Inklusion eine Rolle.
Welche Position vertreten Sie bzw. die Partei Die Linke hinsichtlich dieses Themas?
Sehr geehrter Herr Moldenhauer
Sie fragen, welche Position ich und die Partei DIE LINKE beim Thema "Inklusion" vertreten. Mit dem Ausdruck "Inklusion" wird in der Regel immer die Inklusion von Behinderten in unser normales Umfeld verstanden; bei den Kindern die Inklusion in die Schulen der Kinder ohne Behinderung und bei den Erwachsenen die Inklusion der Menschen mit Behinderungen in die Betriebe und Verwaltungen. Ich nehme an, dass Sie das auch meinen.
Ich möchte mit meiner eigenen Erfahrung aus meinem Berufsleben beginnen. Als Abteilungsleiter und Hauptabteilungsleiter hatte ich Mitarbeiter mit unterschiedlichen Leistungsfähigkeiten. Es hat sich immer wieder aufs neue bestätigt, dass die Mitarbeiter insgesamt dann die besten Leistungen erbrachten und dann auch alle mit der Arbeit sehr zufrieden waren, wenn stärkere und schwächere Mitarbeiter so in Teams gruppiert wurden, dass die gesamte Gruppe eine sehr gute Leistung erbrachte. Das war für die Stärkeren ein Erfolgserlebnis, aber auch die Schwächeren haben Selbstvertrauen gesammelt und freuten sich über die erbrachte Leistung.
Aus diesem Grund bin ich und die Partei DIE LINKE voll für die Inklusion der Menschen mit Behinderung in das "normale" Umfeld. Das beginnt in der Schule, setzt sich fort in der Berufsausbildung und mündet im Berufsleben. Das setzt jedoch voraus, dass die Lehrer/innen und Ausbildungskräfte auf diese neue Herausforderung vorbereitet werden und dafür eine Ausbildung erhalten. Ebenso muss den Unternehmen gezeigt werden, wie sie Menschen mit Behinderungen am besten in ihre Betriebe integrieren können. Das erfordert Zeit und es erfordert zumindest zu Beginn einen höheren finanziellen Aufwand.
Ich konnte Einrichtungen besuchen, in denen Menschen mit den unterschiedlichsten Behinderungen arbeiten und betreut werden. Diese Einrichtungen und Werkstätten leisten eine ganz ordentliche und vorbildliche Arbeit. Bei den Präsentationen wurde aber auch klar, dass die so betreuten und beruflich weitergebildeten Menschen, wenn sie zusätzliche Fähigkeiten und Selbstvertrauen gewonnen haben, gerne auch mit Menschen ohne Behinderung zusammenarbeiten möchten und das muss ihnen ermöglicht werden. Das ist gut für die Betroffenen, es ist aber auch vorteilhaft für die gesamte Gesellschaft.
Es muss deshalb das Ziel sein, die Inklusion der Menschen mit Behinderungen in allen Lebensbereichen Schritt für Schritt zu verwirklichen. Dazu müssen die finanziellen Mittel bereitgestellt werden und die noch vorhandenen Barrieren, auch die "Barrieren" in den Köpfen, müssen beseitigt werden.
Auch das Schulsystem muss dazu reformiert werden. In einem drei-gliedrigen Schulsystem kann das nicht verwirklicht werden, die Gemeinschaftsschule wird dafür die geeignete Schulform sein. Unter dem Spardiktat werden aber die erforderlichen Veränderungen nicht durchführbar sein, auch deshalb fordert DIE LINKE eine Erhöhung der Steuern für Reiche, damit die Inklusion realisiert werden kann.
Mit freundlichen Grüßen
Franz Groll