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Frage von Erhard B. •

Frage an Franz Groll von Erhard B. bezüglich Wirtschaft

Hallo Franz Groll,

2 Fragen habe ich Dir jetzt wieder schicken wollen. Sie kamen aber von www.abgeordnetenwatch.de zurück mit der Bitte, diese Fragen in einer Frage zu verbinden.
Gut, ich will´s versuchen.

Du bist sehr gut im Kombinieren von UMWELTSCHUTZ, SOZIALE GERECHTIGKEIT und WIRTSCHAFTLICHE MÖGLICHKEIT.
Bist Du deshalb aus Deinen früheren Parteien CDU und danach Die Grünen ausgetreten, weil Deine meisten Parteifreunde eine dieser drei oben aufgeführten Ziele wegließen?

Zu dieser Ziel-Kombination noch eine Frage: Vor einigen Jahren hast Du den Vorschlag gemacht, große Firmen sollten Einzelteilproduktionen dorthin auslagern, woher die meisten Pendler kommen. Bist Du immer noch dieser Meinung und würden dabei alle drei oben genannten Ziele angestrebt werden?

Gruß, Erhard Benzing

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Antwort von
DIE LINKE

Lieber Erhard Benzing,

ja, wenn man es richtig und rechtzeitig macht, dann kann man Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit und eine gute Wirtschaftspolitik sehr gut unter einen Hut bringen.

Umweltschutz, vor allem der Ressourcen und der Klimaschutz, erfordert ganz neue Produkte und Produktionsverfahren, aber auch neue Dienstleistungen für Instandhaltung und Reparaturen, damit wir in Zukunft weniger Rohstoffe verbrauchen und weniger klimaschädliche Gase in die Atmosphäre ausstoßen. Das erfordert zusätzliche Arbeitskräfte, die diese Produkte und Verfahren entwickeln und herstellen und den Service leisten.

In den vergangenen 30 Jahren hatten wir immer zwischen 1 Million und 5 Millionen Arbeitslose, oft waren es auch hoch qualifizierte Fachkräfte, die keine Arbeit fanden.
Wenn unsere Regierungen in diesen zurückliegenden 30 Jahren den ökologischen Umbau unserer Wirtschaft zum Ziel gesetzt hätte, dann hätten wir diese unabwendbare Veränderung ohne Wohlstandsverlust erreicht; ja für die vielen Arbeitslosen wäre es ein Segen gewesen, wenn sie dadurch Arbeit gefunden hätten. UND durch den höheren Beschäftigungsgrad und die zusätzlichen Investitionen hätten wir ein solides wirtschaftliches Wachstum gehabt, (was ich nicht als Ziel anstrebe , aber der Kapitalismus macht es erforderlich) ohne dass sich der Staat fortlaufend verschuldet.

Noch haben wir 3 Millionen Arbeitslose und einen hohen Handelsbilanz-Überschuss, das bedeutet, dass wir jetzt noch eine günstige Zeit für diese Politik der Zukunftssicherung haben, aber aller höchstens noch etwa 10 - 15 Jahre. Aufgrund des demographischen Wandels, bleibt uns nicht mehr viel Zeit für die quasi "kostenlose" Ökologisierung unserer Wirtschaft, danach geht es nur noch mit Wohlstandsverlust.

Nun zum zweiten Fragenkomplex:
Aufgrund der Notwendigkeit, dass wir unseren CO2-Ausstoß von heute 12 t/Person auf 2 t reduzieren müssen, müssen auch alle Möglichkeiten zur Vermeidung von Transporten ausgeschöpft werden. Da kann die Verlagerung der Produktion zu den Wohngegenden eine Möglichkeit sein. Das Transportvolumen wird mit Sicherheit dann reduziert werden, wenn es sich um Produktionen von kleineren Teilen und hohem Arbeitseinsatz handelt. Bei sehr großen und sperrigen Gütern sieht das bestimmt anders aus.
Es gibt aber auch noch die Möglichkeit, die Fertigung in kleineren Fabriken und dennoch mit hoher Fertigungstiefe zu produzieren. Auch das spart Transportwege. Der Klimawandel wird uns dazu zwingen, neue Wege zu gehen.

Mit freundlichen Grüßen

Franz Groll