Frage an Franz Groll von Hans-Josef D. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Groll,
ich verstehe nicht, warum Beamte privatversichert sind. Sollte man aufgrund der
Gleichstellung nicht alle Menschen in eine Bürgerversicherung versichern ? Gesundheit ist das größte Gut der Menschen. Jetzt gibt es doch eine 2 oder sogar 3 Klasseneinteilung im Versicherungssektor. Das Ärzte nur noch Privatversicherte behandeln, geht für mich an der ärztlichen Aufgabenstellung vorbei. Was ist Ihre Meinung dazu ?
Gruß
Hans-J. Drebber
Sehr geehrter Herr Drebber
Sie haben Recht, dass unsere 2-Klassenmedizin auch aufgrund der unterschiedlichen Behandlung der PatientInnen nicht akzeptabel ist. Wir selbst haben diese Erfahrung machen müssen. Als wir nach dem schlimmen Erdbeben in Haiti gebeten wurden, dort ein großes Projekt zu leiten, musste sich meine Frau noch vor der Abreise einer Augen-OP unterziehen. Bei unserem Augenarzt sollten wir aber erst nach 4 Monaten einen ersten Untersuchungstermin bekommen. Auf unseren Einwand, dass das nicht geht, weil wir dann schon in Haiti sein müssen, kam die Antwort: Dann müssen sie sich einen Termin als Privatpatient geben lassen!! Das ist natürlich völlig inakzeptabel.
Es gibt aber noch ganz andere Gründe für eine grundlegende Reform unseres Gesundheitssystems mit etwa 140 gesetzlichen Krankenkassen und einem ganz komplizierten Vergütungssystem über die kassenärztliche Vereinigung und nochmals etwa 40 privaten Krankenkassen. Dieses System ist so komplex und ineffektiv und deshalb auch teurer als in anderen Ländern. In Österreich z.B. sind die Krankenkassenbeiträge etwa 25 % niedriger als bei uns und das bei vergleichbaren Leistungen, das muss zu denken geben. Das interessante ist, dass Österreich die Bürgerversicherung schon praktiziert. Alle Erwerbstätigen, auch Politiker/innen, Beamte und Selbständige sind in gesetzlichen Krankenkassen versichert, die alle erforderlichen Leistungen bezahlen. Es gibt nur kleinere freiwillige Zusatzleistungen, wie z.B. die Unterbringung im Krankenhaus in einem Einzelzimmer, die bei den gleichen Versicherungen zusätzlich versichert werden können.
Ich sehe keinen Grund, weshalb wir dieses System nicht auch bei uns einführen können.
Es muss auch das Vergütungsverfahren ganz dringend geändert werden, damit Über- und Unterversorgungen nicht mehr vorkommen. Bei einer Wahlversammlung, die ich vorgestern abgehalten habe, war eine Ärztin anwesend, die den Einwurf brachte, dass es in Berlin mehr Röntgengeräte gibt als in der ganzen Schweiz. Das ist eine Folge unseres Vergütungssystems, es muss deshalb grundlegend verändert werden. Genau das sind die Ziele der Partei DIE LINKE. In Deutschland sind auch die Medikamente teurer als in den Nachbarstaaten. Auch die Medikamente, die in Deutschland hergestellt werden, sind im Ausland billiger als bei uns. Sie sind sogar dann noch billiger, wenn diese Medikamente nach Deutschland zurückimportiert, von anderen Firmen umgepackt und dann wieder in Deutschland verkauft werden. Unser Gesundheitssystem muss von Grund auf überarbeitet werden, dafür kämpfen wir.
Mit freundlichen Grüßen
Franz Groll