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Frage von Karl B. •

Frage an Franz Groll von Karl B. bezüglich Umwelt

wie stellen sie sich einen schnellen umstieg auf 100%erneuerbare energien vor, der dringend notwendig ist, um aus den sich zuspitzeden Klimaveränderungen noch einigermaßen gut raus zu kommen?
welche einschneidende maßnahmen müssen bei den menschen, in der industrie und den politischen vorgaben gemacht werden?

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Sehr geehrter Herr Braig

Herzlichen Dank für ihr Interesse an der Klimaschutzpolitik. Der UNO-Klimarat (IPCC) hat ermittelt, dass wir auf der ganzen Welt bis zum Jahr 2050 jährlich nur noch 2 t CO2/Person ausstoßen dürfen. In Deutschland liegen wir z.Z. bei 11,7 t/Person. Dieses Ziel zu erreichen ist sehr schwierig, wir stehen wohl vor der größten Herausforderung, vor der die Menschheit je stand. Um dieses 2 t-Ziel zu erreichen ist unter anderem der Umstieg auf 100% erneuerbare Energien unumgänglich.

Nun zu ihren Fragen:

1. Meine Vorstellungen für den Umstieg auf 100% erneuerbare Energien. Dank des EEG hat sich die Wind- und Photovoltaik-Technologie sehr rasch entwickelt. Schon in der Mitte des letzten Jahrzehnts hat sich dieser Erfolg abgezeichnet. Bereits zu diesem Zeitpunkt hätte eine vorausschauende Planung für die Anpassung des Leitungsnetzes und für die Speicherung der Solar- und Windenergie erfolgen müssen. Das ist leider nicht geschehen und muss jetzt ganz dringend nachgeholt werden, damit der Ausbau der Wind- und Solarenergie zügig fortgeführt werden kann und keine Verluste entstehen.
Der Zick-Zack-Kurs der Regierung in der Energiepolitik muss sofort beendet werden, damit nicht weitere Unternehmen Aussteigen oder in die Insolvenz geraten. Die Wirtschaft und die privaten Haushalte, die in die erneuerbare Energie investieren wollen, benötigen Planungssicherheit.
Als Energiespeicher sehe ich in erster Linie die bewährten Pumpspeicherwerke und das "Power-to-gas"-Verfahren, das zügig weiterentwickelt werden muss. Auch die dezentralen Kleinspeicher müssen weiterentwickelt werden, ihre Lebensdauer muss noch deutlich erhöht werden.

2. Ihre 2. Frage habe ich so verstanden, dass sie sich nicht speziell auf den Umstieg auf erneuerbare Energien bezieht, sondern auf weitere Maßnahmen und Vorgaben durch die Politik für die Menschen und die Industrie, um das Klimaschutzziel zu erreichen. - Wenn ich Sie missverstanden habe, bitte ich um eine Nachfrage.
Durch den Umstieg auf erneuerbare Energien kann etwa 40 % der erforderlichen Reduzierung klimaschädlicher Gase erreicht werden. Weitere "große Brocken" sind die Raumheizung, der Verkehr, die Grundstoffindustrie, die chemische Industrie, sowie die Land-, Forst- und Abfallwirtschaft. Bei der Raumheizung und für den Verkehrsbereich gibt es schon Anfänge von Vorschriften, die aber völlig unzureichend sind, diese Vorschriften müssen zügig fortgeschrieben werden, so dass klar ist, dass spätestens bis zum Jahr 2050 alle Gebäude mit einem Vollwärmeschutz ausgestattet sind und der Verkehr ohne fossile Brennstoffe auskommt.
Ergänzend muss durch die Einführung einer Rohstoffsteuer, bei gleichzeitiger Einführung eines Freibetrages für die Sozialabgaben, die Industrie und die Verbraucher auf Produkte und Dienstleistungen mit geringem Rohstoff- und Energieverbrauch hingelenkt werden. Die Wirtschaft muss ganz massiv in die Rohstoffeffizienz investieren. Die dafür erforderlichen Schritte müssen unbedingt und ganz konsequent in der kommenden Legislaturperiode eingeleitet werden.
Aufgrund der unzureichenden Transparenz und der hohen Kaufkraft der Menschen mit hohem Einkommen, erwarte ich, dass wir auch mit diesen Maßnahmen das 2 t-Ziel noch nicht erreichen. Für diesen Fall habe ich einen weiteren Vorschlag für die Zukunft ausgearbeitet, den ich jedoch hier nicht darstellen kann. Wenn es Sie interessiert, können Sie auf meiner Homepage http://www.FranzGroll.de den Aufsatz "Der gerechte, konsequente Weg zum Klimaschutz" abrufen.

Mit freundlichen Grüßen
Franz Groll