Frage an Frank-Walter Steinmeier von Irene S. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Steinmeier,
als langjähriges SPD-Mitglied frage ich Sie im Zusammenhang mit dem Organgeschenk an Ihre Frau- der Ausdruck Spende war mir immer zu gewaltig -
ob das Transplantationsgesetz in der Frage der Lebendspende nicht gelockert werden sollte.
Ich selbst -jetzt 67 Jahre- habe einem früheren Studienfreund vor 9 Jahren eine Niere gegeben. Seine Frau kam wegen einer anderen Blutgruppe- er hatte 0 und sie AB - nicht in Betracht. Wegen der relativ seltenen Blutgruppe 0 war die Wartezeit für eine Niere nach Todesfall zu unberechenbar.
Die von der Ärztekammer eingesetzte Ethikkommission und die vorherige Befragung auf "Herz-und Nieren" im Virchow-Klinikum habe ich als belastend, weil ausforschend erlebt. Ich kenne als Juristin die Argumentation, dass Organhandel verhindert werden soll. Nur meine ich, dass die Informationen über die Möglichkeiten und Voraussetzungen einer Lebendspende angesichts des Mangels an Organen viel stärker veröffentlicht werden sollten.
Hierbei halte ich eine Motivation zum Lebendspenden für wichtig,insbesondere die Aufklärung über die Folgen, dass das Leben für den Spender mit nur einer Niere genau so gut verläuft wie vorher.
Übrigens gbt es in den USA mindestens einen Staat,der dem Spender und dessen Familie die Beerdigungskosten zusagt, für den Fall des Ablebens bei oder in Folge der Transplantation.
Werden Sie in Berlin operiert? Dann sicher von Prof. Neuhaus!!
Mit guten und herzlichen Wünschen für ein gutes Gelingen und feundlichen Grüßen!
Ihre Genossin Irene Schnur
Liebe Irene,
bitte entschuldige, dass Du so lange auf eine Antwort warten musstest.
Ich habe in der Zeit meiner OP so viele freundliche Zuschriften bekommen, dass ich es leider nicht geschafft habe, alle zu beantworten.
Mit großer Verzögerung will ich Dir jetzt aber wenigstens auf deine Frage nach Lockerungen bei der Lebendspende antworten. Du kennst ja selbst die Argumentation: Die restriktive Ausgestaltung der Lebendspende dient vor allem der Verhinderung des Organhandels. Bei uns beiden ist die Lebendspende zwar gut gegangen - aber ich schließe daraus nicht, sie nun generell zwischen Freunden oder gar Fremden zu erlauben. Denn ich halte die Verhinderung von jeglichem Organhandel ein so wichtiges Ziel, dass wir dem alles andere, wie etwa in Deinem Fall die Vermeidung unangenehmer Befragungen, unterordnen müssen.
Die Organspende ist - auch wenn Du das Wort vermeidest, warum eigentlich? - eine Spende, das heißt sie muss freiwillig erfolgen. Das gilt für die postmortale Spende, aber eben auch für die Lebendspende, die ja für den Spender auch Risiken birgt. Wir müssen verhindern, dass sich Menschen etwa aus Geldnot gezwungen sehen, ihre Niere zu verkaufen - und das Superreiche auf keiner Warteliste mehr stehen, weil sie sich irgendwo her eine Niere beschaffen können.
Natürlich müssen wir dem Organmangel entgegen wirken. Ich setze dabei aber auf die Erhöhung der postmortalen Spendebereitschaft. Denn klar ist doch: Hätten wir genügend Menschen, die nach dem Tod ihre Organe spenden, würden die Lebendspenden ganz und gar überflüssig! Ich hoffe, dass das vor wenigen Monaten verabschiedete neue Transplantationsgesetz eine entscheidende Verbesserung bringt. Denn nun werden alle Bürgerinnen und Bürger aufgefordert, sich vor ihrem Tod zu entscheiden, ob sie Organspender sein möchten oder nicht. Ich bin zuversichtlich, dass es uns so gelingt, die Zahl der registrierten Organspender zu erhöhen - und damit langfristig auch die Zahl der postmortalen Spenden.
Mit solidarischen Grüßen
Dein Frank-Walter Steinmeier