Wie stehen Sie zur Teilnahme russischer Sportler an den Olympischen Spielen 2024?
Sehr geehrter Herr Ullrich,
das IOC unter Thomas Bach möchte russische Sportler an den nächsten Olympischen Spielen teilnehmen lassen. Das würde heißen, ukrainische Sportler müssten im sportlichen Wettkampf mit Russen antreten, die gerade ihr Land angreifen und an Ukrainern Menschenrechtsverletzungen begehen.
Nach den beiden Weltkriegen wurde Deutschland 1920, 1924 und 1948 von Olympia ausgeschlossen, als es schon besiegt war. Nun soll aber ein Land an Olympia teilnehmen dürfen, das weiterhin einen Angriffskrieg führt und auch mit Atomschlägen droht.
Was könnte Deutschland im Verbund mit anderen Ländern tun, um eine Teilnahme von russischen Sportlern zu verhindern?
Hat da der Westen nicht ein enormes Druckpotential gegen das IOC, wenn Paris kurz vor den Spielen als Austragungsort einen Rückzieher macht?
Sehr geehrter Herr F.,
vielen Dank für Ihre Frage und Ihr damit verbundenes Interesse.
Die Empfehlung des IOC, russische und belarussische Athleten unter neutraler Flagge in die internationale Sportwelt wieder einzugliedern, ist verfrüht und ein falsches Signal. Es wäre notwendig gewesen, wenn das IOC die Russland-Frage im Sinne der ukrainischen Sportler beantwortet hätte.
Angesichts der Entwicklung des russischen Angriffskrieges besteht aus meiner Sicht derzeit keine Notwendigkeit, dass das IOC seine Empfehlung vom 28. Februar 2022 zurückgenommen hat. Dem Krieg sind bislang mehr als 220 ukrainische Sportler zum Opfer gefallen. Über 50 beschädigte Sportstätten lassen keine Wettkampfvorbereitung zu.
Die Wiederzulassung russischer und belarussischer Athleten vom Diskriminierungsverbot abzuleiten, ist aus meiner Sicht zu kurz gegriffen. In diesem Zusammenhang begrüße ich die Entscheidung des Internationalen Leichtathletikverbandes, russische und belarussische Sportler weiterhin von der internationalen Sportwelt auszuschließen. Ich hoffe, dieser respektvollen Haltung werden weitere Weltverbände folgen.
Mein Herz schlägt für den Sport aber nicht unter der Prämisse, wenn Sportler für kriegspropagandistischen Zwecke instrumentalisiert und missbraucht werden. Im Hinblick auf die Wiederzulassungskriterien erwarte ich vom IOC eine strikte und transparente Einhaltung.
Mit freundlichen Grüßen
Frank Ullrich, MdB