Frage an Frank Spieth von Frank R. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Spieth,
Wie stehen Sie zu erneuerbaren Energien, insbesondere zu nachwachsenden Rohstoffen?
Wie wollen Sie erreichen, dass trotz des intensiven Anbaus von nachwachsenden Rohstoffen die Artenvielfalt in der Natur erhalten bleibt?
In letzter Zeit stehen nachwachsende Rohstoffe hoch im Kurs. Einmal angedacht zur Verwertung von Restern, Abfällen und Überschüssen, wurde viel geplant und gebaut. Nein reichten die vorhandenen Ressourcen nicht mehr aus und es wird Biomasse plantagenmäßig angebaut. Damit produzieren wir grüne Agrawüsten und die Artenvielfalt in der Natur leidet darunter, vor allen die Insekten und insbesondere unsere Bienen (ich bin Imker). Wenn die Artenvielfalt der Insekten und deren Anzahl zurückgeht, hat das eine negative Wirkung auf die Bestäubung vieler Wild- und Kulturpflanzen. Dazu kommt noch die Gefahr der weiteren und intensiveren Nutzung der "Grünen Gentechnik" und einen übermäßigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und damit zu einer weiteren Chemisierung der Landwirtschaft. Es wird doch keine Nahrung produziert und somit müssen keine Grenzwerte eingehalten werden.
Antwort Reichardt vom 7.09.09
Für die Nutzung von Bioenergie stehen in Deutschland und Europa nur begrenzte Anbauflächen zur Verfügung. Nur ein Bruchteil der von der Bundesregierung und der EU angestrebten Biosprit-Anteile kann daher über die vorhandenen Flächen nachhaltig erzeugt werden. Die überhöhten Ziele werden nur erreicht, wenn auf Monokulturen und massive Importe von Agrarkraftstoffen gesetzt wird. Das aber führt zu einer Verschärfung globaler Probleme. Dabei werden Umwelt- und Sozialstandards außer Acht gelassen. In den Ländern des Südens werden dadurch Regenwaldrodungen oder Vertreibung von Kleinbauern zur Regel. Der Anbau von Pflanzen für die Spritproduktion wird attraktiver als der Anbau von Pflanzen für die Nahrungsmittelproduktion. Der Ökosprit von heute wird zum Hunger von morgen. Der massive Einsatz von Biosprit führt in eine Sackgasse. Wir brauchen Automobile, die deutlich weniger Sprit verbrauchen und Schadstoffe ausstoßen. Gleichzeitig muss der Abschied vom Verbrennungsmotor stattfinden. Elektromotoren, die mit regenerativer Energie gespeist werden und Wasserstofftechnik müssen zur Marktreife geführt werden. Wir brauchen einen nutzerfreundlichen öffentlichen Nahverkehr und eine attraktive Bahn müssen geschaffen werden. Steigende Benzinpreise können nicht allein durch den wachsenden Einsatz Bio-Sprit aufgefangen werden. Bereits der Versuch verschärft die weltweiten Probleme in der Nahrungsmittelproduktion. DIE LINKE lehnt die Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen, ob als Nahrungsmittel oder als Bio-Energie, ab, denn die ökologischen und gesundheitlichen Risiken sind nicht überschaubar.
Gruß
FS