Frage an Frank Francia Reategui von anneli B. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Francia
Um mir meine Wahlentscheidung bei der Landtagswahl zu erleichtern, bitte ich Sie um Stellungnahme zur Frage der Finanzierung der Schulen in freier Trägerschaft.
Ich bin alleinerziehend und die Waldorfschule (Mü-Schwabing) war und ist für mich und meine beiden Töchter ein Stück Familie.
Jetzt habe ich gehört, dass der Staat (Bayern) diese Schulen weit weniger unterstützt als die staatlichen Schulen (Steinbeis-Studie, Gutachten Prof.Hufen)
Dass ich Schulgeld zahle für das, was in der Waldorfschule mehr im Musischen und Handwerklichen geleistet wird, sehe ich ein, aber dass der bayerische Staat für den normalen Betrieb dieser Schule, in der so viel Sozialverhalten eingeübt wird und soviel
„Heimat“ geboten wird, weniger zahlt als für eine Staatsschule ist mir nicht einsichtig.
Sehen Sie eine Möglichkeit daran etwas zu ändern?
Ich bin gespannt auf Ihre Antwort.
Mit freundlichen Grüßen
Anneli Beutlhauser-Wichmann
Sehr geehrte Frau Beutlhauser-Wichmann,
generell sprechen wir uns für die Chancengleichheit aller Kinder aus (wobei diese Chancen von Eltern und Kindern auch genutzt werden müssen). Eltern sollten ihre Kinder nicht auf Privatschulen schicken müssen, um ihnen eine angemessene Bildung zu verschaffen. Wir sind auch gegen jede Art von Gebühren an Schulen und Universitäten.
Wenn Eltern ihre Kinder jedoch auf Privatschulen schicken, ist dieser Wunsch vom Staat zu respektieren - er sollte aber prüfen, warum inzwischen eine größere Anzahl Eltern sich von öffentlichen Schulen abwendet und diese Schulen entsprechend verbessern. Beispielsweise ist die Gewalttätigkeit an vielen Schulen ein großes Problem, das oft wegen zu viel Verständnis für die Gewalttäter chronisch wird.
Mit kleineren Klassenstärken und einer zweiten Betreuungskraft pro Klasse könnte auch die individuelle Förderung der einzelnen Kinder verbessert werden.
Wie der Bundeslehrerverband in Bayern betrachte ich die Regionalisierung und Dezentralisierung des staatlichen Schulsystems für eine mögliche Lösung, um Anhänger von alternativen Unterrichtsformen weniger zu benachteiligen. Das bedeutet konkret: Staatliche Schulen können in Verbindung mit Regionalparlamenten die Einführung einer Reformpädagogik beschließen; ein ausgearbeitetes Konzept muss anschließend beim Kultusministerium eingereicht und anerkannt werden.
Auf diese Weise könnten auch viele Elemente der Waldorfpädagogik in staatliche Schulen einziehen, möglicherweise sogar staatliche Waldorfschulen entstehen. Ein Wettbewerb verschiedener Unterrichtsformen innerhalb der staatlichen Schulen wäre m.E. ein guter Weg, die Schulform zu entwickeln, die für die Kinder die beste Bildung ermöglicht. Der größte Fehler bei bisherigen Reformen war, dass Schulsysteme von oben herab den Lehrern und Schülern aufgezwungen wurden und nicht auf individuelle Bedürfnisse und Vorschläge Rücksicht genommen wurde.
Zu Ihrer konkreten Frage: Es ist in der Tat zu prüfen, Privatschulen die gleichen Zuschüsse pro Kind wie öffentlichen Schulen zu verschaffen. Im Falle meiner Wahl in den Landtag werde ich einen entsprechenden Antrag stellen.
Ich hoffe auf Ihre Frage genug eingegangen zu sein und empfehle Ihnen die Gründe 50-63 unseres Wahlprogramms auf www.besser-waehlen-bayern.de.
Mit freundlichen Grüßen
Frank Francia