Frank Eschrich, DIE LINKE
Frank Eschrich
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Frage von Bernd S. •

Frage an Frank Eschrich von Bernd S. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Guten Tag Herr Eschrich,

auf dieser Internetseite ist von einer Veranstaltung mit Ihnen die Rede, die den Titel hat: "Mehr Wachstum durch Beschäftigung". Wieviel Wachstum braucht denn unsere Wirtschaft, damit ein tatsächliches Mehr an Beschäftigung heraus kommt? Selbst zu Zeiten als wir 3 -4 Prozent Wachstum hatten, wurden mehr Leute entlassen als eingestellt. Und warum interessiert sich jetzt die Linke für Wachstum? Was haben denn Hartz-4-Empfänger davon, wenn die Wirtschaft wächst? Bislang ist immer nur die Anzahl der Arbeitslosen gewachsen.

Mit freundlichen Grüßen
Bernd Schöder

Frank Eschrich, DIE LINKE
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Schröder,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Mit Ihrer Aussage, dass durchschnittlich 4 Prozent Wirtschaftswachstum in Deutschland benötigt wird, damit überhaupt Arbeitsplätze daraus entstehen können, haben Sie völlig Recht! Und genau deshalb zäumen wir ja das Pferd von hinten auf: Nach unserer Auffassung brauchen wir erst mehr Beschäftigung und mehr Menschen mit einem existenzsichernden, sozialversicherungspflichtigen Einkommen. Erst dann kann die Wirtschaft wieder wachsen, weil durch mehr Kaufkraft mehr Nachfrage entsteht. Man nennt dies eine nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik im Gegensatz zur angebotsorientierten Wirtschaftspolitik, die die neoliberalen Parteien seit mehr als 20 Jahren erfolglos betreiben. Und genau deshalb habe ich meine Veranstaltung am kommenden Dienstag in Pirmasens unter das Motto "Mehr Wachstum durch Beschäftigung" gestellt. Dass Wachstum alleine schon mehr Arbeitsplätze bringt, ist eine neoliberale Phrase, die Sie zu Recht kritisieren und die nachgewiesener Maßen falsch ist. Denn seit Jahrzehnten entlassen gerade die Konzerne die meisten Menschen, die die größten Gewinne einfahren. Deshalb wollen wir einen dritten Sektor zwischen Markt und Staat einrichten, der soziale, ökologische und kulturelle Dienstleistungen (und damit Arbeitsplätze) anbietet und der mit bisherigen Lohnersatzleistungen und Steuergeldern zumindest teilweise finanziert wird. Dieses Konzept nennt sich "Öffentlich geförderter Beschäftigungssektor" und soll im sogenannten "Non-Profit-Bereich" Anwendung finden. Da diese beiden Fachausdrücke wenig bekannt sind, habe ich das oben genannte Motto gewählt, weil damit der Grundsatz unserer Arbeitsmarktpolitik griffiger zum Ausdruck gebracht wird. Es ist allemal sinnvoller, Arbeit statt Arbeitslosigkeit zu finanzieren, denn Arbeit schafft Wachstum und nicht umgekehrt. Genau dies wollte ich mit dem Titel der Veranstaltung ausdrücken und hoffe, Ihnen ist der Unterschied nun etwas klarer geworden. Trotzdem lade ich Sie herzlich zu unserer Veranstaltung am 21.3. nach Pirmasens ein, denn Einzelheiten unserer arbeitsmarktpolitischen Konzepte lassen sich nur schwer in diesem begrenzten Forum darlegen.

Mit freundlichen Grüßen
Frank Eschrich, WASG Pirmasens