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Florian Pronold
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Frage von Uwe M. •

Frage an Florian Pronold von Uwe M. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Pronold,

ich versuche herauszufinden, ob die SPD eine in Bund und Land (BaWü) einheitliche volkswirtschaftlich weitsichtige Haltung zum Projekt Stuttgart 21 einnimmt. In einer PE am 5.3. haben Sie Herrn Dr. Ramsauer vorgeworfen, er verschleudere Volksvermögen und er habe den AR der Bahn zu einer falschen Entscheidung gedrängt. Das liest sich so, als sähen auch Sie dieses Projekt in seinen ausufernden Kosten als nicht mehr kontrollierbar an. Es steht zu befürchten, dass die Bahn, die immernoch bei Teilabschnitten in der Planfeststellung ist, für weitere Milliarden Finanziers braucht. Dabei ist es ziemlich unerheblich, von welchem Haushalt sie dann bezahlt werden. Ein volkswirtschaftlich unrentierliches Projekt muss in jedem Fall so früh wie möglich gestoppt werden.

Zudem steht der eigentliche Nutzen mehr als in Frage, da die Bahn immer den direkten Leistungsvergleich mit dem bestehenden Kopfbahnhof abgelehnt hat. Man sucht nämlich vergeblich in Europa einen Durchgangsbahnhof, der mit 8 Gleisen mehr leisten kann als eine Kopfbahnhof mit 16 Gleisen. Die Bahn behauptete aber immer, der geplante Durchgangsbahnhof könne 50% bis 100% mehr leisten.

Wie Sie wissen will die Landes-SPD in BaWü unbedingt an diesem Projekt. festhalten; nur lehnt sie mit den Grünen in der Regierung weitere Beteiligung an den jetzt unzweifelhaften 2Mrd.€ Mehrkosten und auch an gewissen weiteren Mehrkosten ab.

Fragen:
Welche Gesamtposition vertritt die SPD im Bund und im Land?

Muss dieses unwirtschaftliche Projekt nicht sofort abgebrochen werden?

Ist es nicht unseriös von der Bahn in einer zweifelhaften Momentaufnahme, die Ausstiegskosten höher als die Mehrkosten zu rechnen, um dann durch weiteres Faktenschaffen gerade einen dringend notwendigen Ausstieg weiter zu erschweren?

Ist sich die SPD bewusst, dass dieses Projekt von zehntausenden Menschen als exemplarisch für die systematische Verschwendung von Steuergeldern gesehen wird?

Mit freundlichen Grüßen
Uwe Mannke

Portrait von Florian Pronold
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Mannke,

vielen Dank für Ihr Frage.

Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG (DB AG) hat am 5. März 2013 beschlossen, „Stuttgart 21“ weiterzubauen und den Finanzierungsrahmen um zwei Milliarden Euro auf rund 6,5 Milliarden Euro zu erhöhen. Die SPD-Bundestagsfraktion hat im Vorfeld der Aufsichtsratsentscheidung klar Stellung bezogen: Eine Zustimmung im Aufsichtsrat wäre aus unserer Sicht nur verantwortbar gewesen, wenn zuvor unter anderem auf Grundlage einer transparenten Kostenkalkulation eine verbindliche Einigung mit den Projektpartnern, insbesondere dem Land Baden-Württemberg, über die Aufteilung der Mehrkosten, die z.B. durch den sogenannten Filderdialog entstanden sind, getroffen worden wäre. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer wollte seiner Verantwortung nicht nachkommen. „Stuttgart 21“ ist kein Projekt des Bedarfsplans des Bundes sondern ein eigenwirtschaftliches Projekt der DB AG. Darauf verweist der Bundesverkehrsminister, verschweigt jedoch, dass der Bund 100%iger Eigentümer des Unternehmens DB AG ist. Mitglieder der Bundesregierung im Aufsichtsrat sollen Verantwortung wahrnehmen und dafür Sorgen tragen, dass Schaden von der Bahn und vom Steuerzahler abgewendet wird. Statt zu einer Verhandlungslösung mit allen Projektpartnern beizutragen, spielt der Minister die Karte Populismus, indem er in der Presse verkündet, die DB AG könnte die Fahrpreise erhöhen, um „Stuttgart 21“ zu bezahlen. Verantwortung sieht anders aus.

Die wirklichen Kosten sowohl eines Ausstiegs als auch des Weiterbaus vermag ich aufgrund der mir vorliegenden Informationen nicht zu beurteilen. Bisher sind die Ausstiegskosten des Projekts gegenüber dem Deutschen Bundestag lediglich vage mit voraussichtlich zwei Milliarden Euro beziffert worden. Minister Ramsauer hat dem Deutschen Bundestag keine eindeutige Kostenrechnung vorgelegt. Im Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestags betonte demgegenüber der für das Projekt zuständige Bahnvorstand, Dr. Volker Kefer, dass weitere Kostensteigerungen nicht ausgeschlossen werden könnten. Hier fehlt es an Transparenz sowohl gegenüber der Öffentlichkeit als auch gegenüber dem Deutschen Bundestag.

Die Forderung des Aufsichtsrates nach einem Projektausschuss ist auch das späte Eingeständnis des für die DB AG verantwortlichen Bundesverkehrsministers, dass er in den letzten drei Jahren der Entwicklung tatenlos zugeschaut hat. Die DB AG hat als Antwort auf Fragen der SPD-Bundestagsfraktion im Verkehrsausschuss darauf verwiesen, dass sie die Mitglieder des Aufsichtsrates in den letzten Jahren regelmäßig informiert habe. Hier stellt sich die Frage, warum der Aufsichtsrat dann nicht entsprechend gehandelt hat und erst jetzt einen Projektausschuss fordert.

Mit der Entscheidung des Aufsichtsrats der DB AG über den Weiterbau von „Stuttgart 21“ sind Fakten geschaffen worden. Selbst der „Stuttgart 21“-Gegner und grüne Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, hat in einem „Spiegel“-Interview vom 18. März 2013 festgestellt: „Es gibt kein Zurück“ mehr. Die Bundesregierung darf sich jetzt hier nicht aus der Affäre ziehen und alles bei der DB AG abwälzen. Als SPD-Bundestagsfraktion wollen wir sicherstellen, dass im weiteren Verlauf des Baus des Projektes eine völlige Transparenz gegenüber dem Parlament und der Öffentlichkeit sichergestellt wird. Die Bundesregierung muss sicherstellen, dass vollständig über die derzeit und zukünftigen Berechnungen und Entscheidungsgrundlagen berichtet wird und die Kosten nicht weiter explodieren.

Mit freundlichen Grüßen

Florian Pronold