Frage an Florian Bernschneider von Frank Di B. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Bernschneider,
mit einigem Interesse habe ich die Diskussion um die Änderung der Bachelor- und Master-Studiengänge verfolgt. Dazu habe ich eine eher grundsätzliche Frage. Im Gegensatz zu (den meisten) anderen Staaten gibt es in Deutschland das duales System der Berufsausbildung. In anderen Staaten, die seit langem mit dem Bachelor-/Mastersystem arbeiten, gibt es meines Wissen im Prinzip zwei Kategorien von Mitarbeitern/Arbeitnehmern: Ungelernte Arbeitnehmer und Arbeitnehmer mit Bachelor- bzw. mit Masterabschluss. Jetzt frage ich mich, inwieweit bei der Berechnung des deutschen Anspruchs auf Akademiker-Quoten die Berufsausbildungsabsolventen Berücksichtigung fanden, da diese zwar nicht an einer Hochschule waren, aber ebenso wie der Bachelor über einen (ersten) berufsqualifizierenden Abschluss verfügen. Falls die Berufsausbildungsabsolventen keine Berücksichtigung fanden, dann interessiert mich, warum nicht.
Ich bin gespannt auf Ihre Antwort.
Mit freundlichen Grüßen aus Braunschweig
Frank Di Bartolo
Sehr geehrter Herr di Bartolo,
vielen Dank für Ihr Schreiben vom 27. Dezember 2009, in dem Sie mich auf die Frage der Anerkennung deutscher Bildungs- und Berufsabschlüsse im Zuge der Bologna-Reform ansprechen.
Tatsächlich ist es so, dass die nach wie vor exzellente Duale Berufsausbildung - rund 60 Prozent eines Jahrgangs in Deutschland absolvieren eine berufliche Ausbildung - in der internationalen Bildungsberichterstattung leider noch unzureichend Beachtung findet. Dabei stellen wir fest, dass in Deutschland ausgebildete, beruflich qualifizierte junge Menschen den Vergleich mit der internationalen Konkurrenz nicht scheuen müssen. Darüber hinaus erleichtert die Berufsausbildung vielen den Einstieg in die Berufswelt. Sie trägt dazu bei, dass die Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland sehr viel geringer ist als in den skandinavischen Ländern, welche über eine sehr hohe Hochschulzugangsquote verfügen.
Dennoch wäre es wenig zielführend, den Abschluss einer Berufsausbildung mit dem Bachelor (als berufsqualifizierenden Abschluss) gleichzusetzen und zu verrechnen. Schließlich unterscheidet sich die inhaltliche Ausrichtung eines Bachelor-Studiengangs deutlich von der einer beruflichen Qualifizierung. Dennoch werden wir auch weiterhin auf die hohe Wertigkeit der deutschen Berufsabschlüsse im internationalen Vergleich - insbesondere gegenüber der EU und OECD -hinweisen und eine entsprechende Einordnung dieser verlangen.
Die FDP-Bundestagsfraktion hat sich bereits in der vergangenen Legislaturperiode intensiv mit der Dualen Berufsausbildung beschäftigt. Mit dem Antrag „Mehr Chancen durch bessere Bildung und Qualifizierung“ (BT-Drucksache 16/7733) haben wir Vorschläge unterbreitet, wie das System der Dualen Berufsausbildung auf kommende Herausforderungen vorbereitet und das Interesse junger Menschen an dieser gestärkt werden kann.
Mit freundlichen Grüßen
Florian Bernschneider