Frage an Felix Martin von Martin H. bezüglich Gesundheit
Hallo Herr Martin,
wie erklären Sie es sich, dass in Deutschland nun doch auch häufig die Coronavirusmutationen aus Südafrika und England auftauchen, ohne dass die Erkrankten einen Einreisebezug haben?
Ich meine diese Staaten sind ja schon seit Monaten als Risikogebiete ausgewiesen. Einreisende aus diesen Staaten mussten schon immer mindestens ein paar Tage in Quarantäne bevor sie sich freitesten konnten... Kann ich dann davon ausgehen, dass die Quarantäne nicht ansatzweise systematisch stichprobenhaft kontrolliert wurde? Ich habe gelesen, dass ja nicht mal die Einreiseanmeldungen, bevor die Mutationen aufkreuzten, überhaupt bei der Einreise aus nicht Schengengebieten kontrolliert wurden. Stimmt das?
Und warum sind Urlaubsreisen in diese Länder eigentlich immer noch erlaubt?
Ich würde mich über eine Antwort freuen.
Viele Grüße
M. H.
Lieber Herr Hofmann,
vielen Dank für Ihre Fragen.
Die SARS-CoV-2-Mutationen 501.V2 (Südafrika) und VOC-202012/01 (Großbritannien) haben mehrere Dinge gemeinsam: Beide gelangten durch Menschen, die aus diesen Ländern einreisten nach Deutschland und beide Varianten sind deutlich ansteckender als das ursprüngliche SARS-CoV-2-Virus.
Zunächst konnten die mutierten Virus-Varianten auch bei Menschen, die sie in sich trugen medizinisch nicht nachgewiesen werden, weil die gängigen Tests darauf ausgelegt sind, die bekannten Virus-Varianten zu testen. Aus dieser Tatsache könnte sich ein gewisser zeitlicher Verzug ergeben haben. Mit jeder auftretenden Virus-Variante werden aber spezielle Tests weiterentwickelt. Aufgrund der besonders hohen Übertragbarkeit der Virus-Mutationen verbreiten sich diese insgesamt schneller und auch bei weniger intensiven Kontakten, entsprechend werden sie auch häufiger nachgewiesen. Die Kontaktnachverfolgung wird dadurch besonders erschwert. Insofern lässt sich nicht für jede infizierte Person sagen, wo sie sich mit der Virus-Variante infiziert hat. Grundsätzlich gilt aber: Nicht nur Menschen, die im Risikogebiet waren können das Virus weitergeben, sondern auch Menschen, die sich - teilweise auch unbewusst – auf anderen Wegen damit infiziert haben. Ein Virus überquert nie allein die Straße, es braucht vielmehr immer einen Wirt. Deshalb kommt es jetzt besonders auf das konsequente Einhalten der Abstands- und Hygienemaßnahmen an.
Die Quarantäne-Regeln gelten selbstverständlich ganz besonders bei Einreisen aus Risikogebieten. Es ist dringend geboten, im Moment grundsätzlich auf Reisen außerhalb Deutschlands zu verzichten. Eine weitergehende Regelung zur Untersagung touristischer Reisen kann nur bundeseinheitlich geregelt werden, also etwa vom deutschen Bundestag oder der Bundesregierung. Eine Kontrolle der Regeln findet in Verantwortlichkeit der zuständigen Gesundheitsämter stichprobenartig statt. Die Gesundheitsämter wurden personell aufgestockt, trotzdem beanspruchen Kontaktnachverfolgung und Bewältigung der Corona-Pandemie einen Großteil der Kapazitäten. Bei Verstößen gegen eine angeordnete Quarantäne drohen zu Recht hohe Geldstrafen und wir sind darauf angewiesen, dass sich Betroffene aus Rücksicht vor ihren Mitmenschen daran halten.
Beste Grüße
Felix Martin