Frage an Felix Martin von Stefanie S. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Martin,
weil Sie auch den Ökolandbau angesprochen haben: Ich habe den Eindruck, dass die Politik an der Thematik einfach kein Interesse hat. Bei uns in Witzenhausen ist Ökolandbau ein großes Thema, aber im Rest der Republik kommt mir das nicht so vor. Was wollen Sie tun, um das zu ändern?
Mit freundlichem Gruß
Steffi S.
Liebe Frau S.,
nicht "die Politik" hat kein Interesse an einer umweltverträglichen Landwirtschaft, sondern einzelne Parteien haben es nicht. Für uns Grüne ist ökologische Landwirtschaft ein riesiges Thema.
Ich habe im letzten Jahr mit Dr. Anton Hofreiter - dem Chef der Grünen Bundestagsfraktion - die Uni in Witzenhausen besucht. Vor ca. einem Monat war ich mit Mathias Wagner - dem Chef der Landtagsfraktion - sowie zahlreichen Landtagskandidatinnen aus Kassel, Kassel-Land und Hersfeld-Rotenburg in der Uni.
Aber auch politisch passiert Dank unserer Grünen Landwirtschaftsministerin in Hessen jede Menge: Über 2000 Betriebe bewirtschaftet 13,5% der landwirtschaftlichen Fläche Hessens ökologisch. Damit sind wir absoluter Spitzenreiter. Im Bundesdurchschnitt sind das gerade einmal 7,5%. Auch deshalb wollen wir Hessen zur Modellregion Ökolandbau Deutschlands machen. Die Ökolandbaumodellregionen, der Werra-Meißner-Kreis ist zusammen mit dem Landkreis Kassel eine von dreien, haben übrigens auch wir Grüne in Hessen ins Leben gerufen. Sie betreiben zum Beispiel Öffentlichkeitsarbeit und Vermarktung. Folgerichtig haben wir die finanzielle Förderung von Öko-Betrieben in den letzten Jahren verdoppelt. Wir wollen schließlich auch Anreize für Betriebe schaffen umzustellen. Vor Kurzem habe ich genau so einen Betrieb in Bad Sooden-Allendorf besucht.
Wir wollen ökologische Landwirtschaft aber nicht gegen konventionelle ausspielen. Deshalb haben wir die Beratungsangebote für sie deutlich ausgeweitet. Denn konventionelle Landwirte haben ja auch kein Interesse daran, ihre Äcker mit Gift zu bespitzen. Es gibt gleichzeitig aber auch einige Mittel - wie Glyphosat und Neonicotinoide - die nicht verhandelbar sind und für alle verboten gehören. Auf europäischer Ebene setzen wir uns für eine Reform der Verteilung der EU-Agrarsubventionen ein. Aktuell ist das entscheidende Kriterium die größe der Fläche, vollkommen egal, was mit dieser Fläche passiert. Wir wollen, dass Landwirtschaft, die einen Mehrwert für die Bevölkerung produziert - weil sie zum Beispiel verschiedene Fruchtfolgen anbaut oder besonders umweltverträglich wirtschaftet - auch finanziell belohnt wird.
Unser Engagement in Hessen ist wichtig, weil bekanntlich auch Kleinvieh Mist macht, es ist aber auch wichtig, weil wir damit Vorreiter für andere Regionen werden.
Klar ist aber auch: Wir Grüne sind die einzige Partei, der eine umweltverträgliche Landwirtschaft am Herzen liegt. Im hessischen Landtag nehmen SPD, FDP und Linke eine "Egal-Haltung" ein und Vorstöße von ihnen lassen auf sich warten. Die CDU trägt unsere vielfältigen Maßnahmen zwar mit, würde sie aber ohne uns in der Regierung wieder streichen. Der AfD ist's eh alles egal, was nichts mit Geflüchten zu tun hat. Deshalb ist es auch besonders wichtig, dass wir Grüne nach der Wahl besonders stark werden und in den nächsten Jahren weiter mit regieren.
Beste Grüße
Felix Martin