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Fabian Griewel
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Frage von Andreas W. •

Sollten wir die dänischen Verkehrsregeln für Radfahrer übernehmen?

Sehr geehrter Herr Griewel,

Ich lebe seit 10 Jahren in Dänemark. Eines fällt schnell auf: Radfahren ist deutlich sicherer. Das liegt auch an den Regeln. In Deutschland werden radfahrende Abbieger mit Autos zum Abbiegen gebracht. Das führt zu Horrorkreuzungen wie dieser:
https://www.bz-berlin.de/archiv-artikel/radfahrer-vor-rechtsabbiegern-schuetzen

In Kopenhagen biegen Radfahrer nicht mit Autos ab. Stattdessen warten sie an der Ecke. Sie verpassen dadurch eine Ampelphase, aber dadurch kommen sie niemals mit Autos in Berührung. Beschrieben ist das hier (mit Abbildung):
https://blogs.uoregon.edu/gbike/2023/07/07/whats-the-differences-between-riding-a-bike-in-copenhagen-and-amsterdam/

Warum macht man das nicht auch in Deutschland? Das wäre ohne Kosten umsetzbar.

Ich hatte in Berlin Angst vor dem Fahrradfahren, aber in Kopenhagen nicht mehr. Denn ich bin vor Autos geschützt. Ausserdem sind Radwege nicht aufgemalt, sondern baulich getrennt.

Mit freundlichen Gruessen
Andreas W.

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr W.

vielen Dank für Ihre Anregung aus Dänemark. Schön, dass Sie trotz Ihrer Abwesenheit an die deutschen Radfahrer denken!

In der Tat ist der Radverkehr in Deutschland noch nicht optimal und alle Beteiligten arbeiten daran, den Radverkehr in deutschen Städten sicherer zu machen. 

Zunächst ist es wichtig zu sortieren, wer in Deutschland für die Förderung des Radverkehrs zuständig ist: Bund, Länder und Kommunen. Der Bund schafft als Gesetzgeber die Rahmenbedingungen und übernimmt mit dem NRVP eine aktive Rolle als Moderator, Koordinator und Impulsgeber. Er finanziert auch den Bau von Radwegen an Bundesstraßen.

Im Rahmen der föderalen Aufgabenteilung sind in erster Linie die Länder und Kommunen für die Radverkehrsinfrastruktur und die einzelnen Maßnahmen vor Ort verantwortlich. Daher richtet sich der NRVP mit seinen Empfehlungen insbesondere auch an die Länder und Kommunen.

Die Bundesregierung setzt mit dem Nationalen Radverkehrsplan 3.0 Impulse für die Radverkehrsförderung. Der Plan sieht unter Anderem vor, sichere Knotenpunkte zu fördern. Voraussetzung dafür ist die Etablierung einer guten Knotenpunktgestaltung. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen Kreuzungsbereich für den Radverkehr sicher zu gestalten. Die Idee aus Dänemark ist sicherlich eine davon und auch in Deutschland befinden sich in manchen Städten "getrennte Abbiegespuren". Allerdings ist zu beachten, dass in Dänemark das Abbiegen für Kfz in der Regel ohne zusätzliche Lichtsignalanlage erfolgt, so dass die Idee des Abbiegens aus Dänemark in der Fläche in Deutschland nur bedingt umsetzbar ist. Wo es möglich erscheint, setzen einige Kommunen bereits teilweise auf eine derartige Kreuzungsgestaltung.

Mit freundlichen Grüßen

Fabian Griewel

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