Ab 2026 sollen wieder US-Mittelstreckenwaffen in Deutschland stationiert werden. Und zwar ausschließlich nach Deutschland, die anderen europäischen Śtaaten wurden nicht eingebunden. Was ist Ihre Haltung dazu?
Die Stationierung dieser schnellen und schwer abzufangenden Raketen führt dazu, dass die USA binnen Minuten – also nahezu ohne Vorwarnzeit – strategische Ziele wie Raketensilos, Kommandozentralen, Entscheidungszentren und auch Frühwarnsysteme in Russland zerstören können. Russland wird darauf reagieren und seinerseits Waffen mit vergleichbaren Fähigkeiten auf Deutschland richten
In der Folge ist Deutschland alleiniges Ziel eines möglichen Gegenschlages.
Was ist Ihre Haltung dazu? Sind Sie für die Stationierung? Und wenn nein, was sollten wir tun, um eine Stationierung zu verhindern?
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Sehr geehrte Frau W.,
die geopolitische Lage in Europa, insbesondere angesichts der hybriden Kriegsführung und der Bedrohung durch Russland, ist in der Tat besorgniserregend. Ich verstehe, dass viele die Stationierung von US-Mittelstreckenwaffen als eine Möglichkeit sehen, um die europäische Sicherheit zu stärken, vor allem in Anbetracht des sich zurückziehenden US-Engagements. Aber ich halte es für wichtig, dass wir die langfristigen Auswirkungen solcher Entscheidungen sorgfältig abwägen.
Die Stationierung neuer Waffen könnte kurzfristig als Abschreckung wirken, aber sie birgt die Gefahr, das Wettrüsten weiter anzuheizen und das Spannungsniveau zu erhöhen. Wenn Russland auf diese Raketen mit eigenen Systemen reagiert, könnte sich die militärische Lage in Europa noch weiter verschärfen. Statt auf eine Eskalation zu setzen, sollten wir uns verstärkt für diplomatische Lösungen und Abrüstung einsetzen.
Ich bin der festen Überzeugung, dass Europa, und insbesondere Deutschland, in der Verantwortung steht, eine eigene Rolle in der Sicherheitsarchitektur zu übernehmen. Die USA werden sich zunehmend aus ihrer traditionellen Schutzmachtrolle zurückziehen, und wir dürfen nicht darauf warten, dass andere für unsere Sicherheit sorgen. Wir müssen selbst stärker in europäische Verteidigungsinitiativen investieren und gleichzeitig klare diplomatische Signale senden – auch an Russland – dass wir zu einem Dialog bereit sind. Eine Sicherheitspolitik, die nur auf Aufrüstung setzt, führt uns nicht weiter.
Ich persönlich stehe der Stationierung von US-Mittelstreckenwaffen in Deutschland sehr skeptisch gegenüber. Meiner Haltung nach sollten wir alle diplomatischen Kanäle öffnen, um auf europäischer Ebene gemeinsam Lösungen zu finden, die sowohl unsere Sicherheit gewährleisten als auch die Spannungen mit Russland abbauen. Das scheint mir in der aktuellen Bedrohungslage wichtig für eine nachhaltige und stabile Sicherheit in Europa.
Mit freundlichen Grüßen,
Fabian Faller