Frage an Erwin Sellering von Madita S. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Die Wahlplakate in den Strassen Versprechen viel , aber wenn man nicht auf den Kopf gefallen ist , weiß man , das man das nicht all zu ernst nehmen darf .
Laut Plakat gibt es in MV weniger Arbeitslose . Tatsache ist doch aber , das die jenigen , die Arbeitslosengeld 1 bekamen , jetzt Harz 4 bekommen . Die fallen aus der Statistik der Arbeitslosen raus . Und die , die Arbeit bekommen haben , haben zum großteil 3 und mehr Jobs um nicht von Harz 4 leben zu müssen .
Ich erlebe es in der eigenen Familie jeden Tag . Mein Mann geht jeden Morgen um 4 Uhr zur Arbeit und kommt um 18 Uhr nach hause , für einen Gesamt Lohn , der nur um 150 Euro über unserem Harz 4 Satz liegt . Lohnt es sich , das für 150 Euro zu machen ? Nein ! Aber wir machen es Trotzdem ! So haben wir unseren Töchtern beigebracht , das einem nichts Geschenkt wird und Geld nicht an Bäumen Wächst . Was aber noch wichtiger ist , das man nicht als Arbeitsscheu und Assozial abgestempelt wird . Aber es stellt sich mir auch die Frage , wie wir das für die Zukunft Verantworten wollen , wenn es sich immer weniger lohn. Tatsache ist , das sich an den Arbeitnehmern Reich gespart wird . Mindestlohn währe vielleicht eine Lösung . Aber wie will man das durchsetzen ?
Ja , Rostock ist schön . Baulich wurde viel erreicht . Aber davon können wir nicht Leben . Es müssen richtige Arbeitsplätze geschaffen werden , von denen man nicht nur Existieren , sondern auch Leben kann . Das fängt mit dem Tourismus an und hört bei den Werften auf , die ja inzwischen Kaput gespart und Verschachert wurden .
Sehr geehrte Frau Selke,
vielen Dank für Ihr Schreiben. Ich habe großen Respekt vor denen, die sich wie Ihr Mann trotz schwieriger Bedingungen jeden Morgen auf den Weg zur Arbeit machen. Das ist sicher auch ein gutes Vorbild für Ihre Töchter.
Ich teile Ihre Meinung, dass die Löhne in Mecklenburg-Vorpommern steigen müssen. Als Niedriglohnland wird Mecklenburg-Vorpommern keine Zukunft haben.
Nun kann ich als Ministerpräsident die Löhne im Land nicht festlegen. Ich setze mich aber in Berlin - hier kann eine Lösung nur bundesweit gefunden werden - für einen Mindestlohn in Höhe von 8,50 Euro ein. Hier im Land werbe ich bei der Wirtschaft dafür, dass für gute Arbeit auch gutes Geld gezahlt wird. Nur so werden die guten Leute im Land bleiben.
Ein Hinweis noch: Wer von Arbeitslosengeld I ins Arbeitslosengeld II wechselt, fällt nicht automatisch aus der Arbeitslosenstatistik. Wir profitieren beim Rückgang der Arbeitslosenzahlen sicher von der demografischen Entwicklung - es gehen mehr Menschen in Rente als neu auf den Arbeitsmarkt kommen. Aber es ist auch unübersehbar, dass unser Land wirtschaftlich weiter voran gekommen ist, so dass wir mehr Arbeitsplätze haben als vor fünf Jahren, insgesamt etwa 25000. Das ist eine gute Entwicklung.
Mit freundlichen Grüßen
Erwin Sellering