Frage an Erwin Sellering von Marko R. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Sellering,
Sie werben für den Mindestlohn von 8,50 € ...
Warum gibt es nach über 20 Jahren nach der Wende immer noch solche großen Gehaltsunterschiede zwischen Ost und West ???
Ich bin 35Jahre alt und in der Müllabfuhr tätig, über eine Zeitarbeitsfirma angestellt, mit einem Durchschnittslohn von 8,50 €. Auf Nachfrage bei meinem Chef, warum die Mitarbeiter derselben Firma in den alten Bundesländern mehr verdienen, bekam ich die Antwort "weil die Lebenserhaltungskosten im Westen viel höher sind als im Osten" !!! Das ist totaler Trugschluß meines Erachtens. Ich habe selber 5 Jahre in der Eifel gelebt, habe in Köln mit einem Stundenlohn von ca.13 Euro als Kraftfahrer gearbeitet, dieselben Ausgaben wie hier gehabt, bloß das ich am Ende des Monats mehr übrig hatte als hier. Ich habe im Westen viele Bekannte und Freunde, und erst letzte Woche waren Freunde aus Köln hier bei mir zu Besuch, und es wurde wieder bestätigt, das es nicht stimmt, eher umgekehrt ist, es hier an der Ostsee viel teurer ist wegen der vielen Urlauber, und das höre ich immer wieder. Im Westen gehen die Menschen auch im Lidl,Aldi usw.einkaufen, die Preise sind nicht anders als unsere. Im Westen kann man auch teure,billige oder durchschnittliche Wohnungen vom Preis her mieten, was daraus jeder macht liegt an ihm selbst, was er sich leisten kann. Es wird immer viel über die Abwanderung von jungen Menschen in den Westen, und das MV auf Dauer ein Rentnerland wird, debatiert...aber ganz ehrlich, ich kann nur jedem dazu raten MV zu verlassen, wenn er nicht nur am Rande der Existenz leben will sondern das Leben geniessen möchte. Meine Familie (Frau und drei Kinder) und ich überlegen seit längerem MV wieder zu verlassen, rein aus finanzieller Sicht, obwohl wir hier geboren und aufgewachsen sind.
Warum Mindestlohn 8,50 € und nicht Anpassung an die Westgehälter ???
20 Jahre nach der Wende, warum wird die Abwanderung nicht aufgehalten damit ???
Sind wir Menschen 2. Klasse ???
Vielen Dank
Sehr geehrter Herr Rinke,
vielen Dank für Ihre Frage. Sie haben sehr kurz vor dem Wahltag geschrieben. So kann ich Ihnen leider erst nach der Wahl antworten.
Ich unterstütze Ihre Forderung nach gleichen Löhnen in Ost und West, weil sich die Lebenshaltungskosten nicht mehr unterscheiden.
Die Löhne werden in Deutschland aber nicht vom Staat festgelegt, sondern von Arbeitgebern und Arbeitnehmern ausgehandelt. Der Staat darf hier nur in Ausnahmefällen eingreifen. Beim Mindestlohn wäre dies möglich. So könnte zumindest eine gemeinsame Untergrenze in Ost und West geschaffen werden.
Eine Lohnangleichung können wir nicht staatlich festlegen. Hier müssen Arbeitgeber- und Arbeitnehmer gemeinsame Lösungen finden. In einigen Branchen ist dies bereits gelungen. Ich würde mir wünschen, dass die anderen Branchen möglichst bald nachziehen.
Mit freundlichen Grüßen
Erwin Sellering