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Frage von Friedrich von A. •

Frage an Erwin Sellering von Friedrich von A. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Am 13. August jährt sich der Mauerbau zum 50. Mal. Ein Anlaß sich zum Unrecht in der DDR zu äußern. Sie nehmen lieben Termine auf der Hanse Sail wahr.
Warum nutzen Sie die landesinternen Veranstaltungen nicht, um sich zur Diktatur in der DDR zu äußern?

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr von Allwörden,

der 50. Jahrestag des Mauerbaus stellt selbstverständlich einen wichtigen Termin des Gedenkens dar, der auch von der Landesregierung entsprechend gewürdigt wird. So wird das Kabinett bei der Gedenkveranstaltung in Zarrentin durch die Minister Dr. Till Backhaus und Henry Tesch sowie die Parlamentarische Staatssekretärin Magrit Seemann hochrangig vertreten.

Ich selbst habe bereits Anfang der Woche eine umfangreiche Erklärung zum 50. Jahrestag der Mauer abgegeben. Leider ist diese nicht überall in voller Länge abgedruckt worden. Ich füge Sie deshalb in diese Antwort ein:

Der Bau der Mauer war ein tiefer Einschnitt in der Geschichte der beiden deutschen Staaten. Die Mauer zementierte die Teilung Deutschlands und versperrte den letzten Weg, auf dem man von Ost nach West ausreisen konnte. Das war auch das Ziel der SED-Führung.

28 Jahre lang trennte die Mauer nicht nur Staaten. Sie trennte vor allem Menschen, riss Familien und Freundschaften auseinander. Auch wenn die Mauer im Laufe der Jahre durchlässiger wurde, konnten viele Menschen in der DDR nicht damit rechnen, vor dem Rentenalter in die Bundesrepublik zu reisen. Ein Tagesausflug von Schwerin nach Hamburg war damals undenkbar.

In der DDR haben viele Menschen unter oft schwierigen Bedingungen das Bestmögliche versucht und erreicht. Als Ministerpräsident kämpfe ich dafür, dass diese Lebensleistungen Anerkennung finden.

Diejenigen, die für die Mauer verantwortlich waren, können sich nicht auf mich berufen. Die Mauer ist nicht zu rechtfertigen. Kein Staat darf seine Bürgerinnen und Bürger einmauern und mit Gewalt an der Ausreise hindern. Wir erinnern in diesen Tagen an alle, die an der innerdeutschen Grenze oder auf der Ostsee bei Fluchtversuchen ums Leben gekommen sind.

Am 9. November 1989 haben die Menschen in der DDR die Mauer selbst zu Fall gebracht. Dieser Tag gilt zu Recht als der schönste in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Die große Freude zeigt, dass die Mauer in Ost und West von der weit überwiegenden Mehrheit der Menschen immer abgelehnt worden ist. Es ist gut, dass sie Geschichte ist.

Ich selbst werde am 13. August zusammen mit weiteren Mitgliedern der Landesregierung an verschiedenen Terminen im Rahmen der Hanse Sail teilnehmen. Hierzu gehören auch wichtige Gespräche mit Investoren, denn die Hanse Sail stellt neben seiner touristischen Attraktion weit über die Grenzen Norddeutschlands hinaus auch einen bedeutenden Treffpunkt internationaler Wirtschaftsvertreter da. Sie werden mir sicher zustimmen, dass die Landesregierung neben der Verantwortung für die Erinnerung an unsere Geschichte auch für die weitere wirtschaftliche Stärkung unseres Landes Sorge zu tragen hat und hierzu das Werben für neue Investitionen und Arbeitsplätze gehört. Auch, wenn sich beide Termine unglücklicherweise überschneiden, halte ich jedoch nichts davon, diese beiden wichtigen Veranstaltungen gegeneinander aufzuwiegen. Ich hoffe, Sie können die Entscheidungen in dieser Angelegenheit nun besser nachvollziehen und verbleibe

mit freundlichen Grüßen

Erwin Sellering