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Erwin Rüddel
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Frage von Heike R. •

Frage an Erwin Rüddel von Heike R. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Sehr geehrter Herr Rüddel,

wir haben unsere Truppen aus Afghanistan abgezogen, jetzt sind die Taliban im, anscheinend ungebremsten, Vormarsch.
Die von uns ausgebildete afghanische Armee löst sich in weiten Teilen komplett auf und lässt moderne Waffen einfach liegen, flieht in großen Teilen nach Tadschikistan, so ist den Medien zu entnehmen.
Herr Rüddel, müssen wir unsere Freiheit am Hindukusch (wie es Peter Struck uns einmal begründete) jetzt nicht mehr verteidigen? Ist, nach der schlechten Bilanz unseres Einsatzes, unsere Freiheit jetzt nicht mehr am Hindukusch bedroht?
Oder waren wir nur dort, weil es die Amerikaner eingefordert haben, so wie ich es vermute?

Mit freundlichem Gruß
Heike Rogall

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Sehr geehrte Frau Rogall,
vielen Dank für Ihre Frage, die ich gerne beantworte.
"Wir gehen gemeinsam rein - wir gehen gemeinsam raus", sagte die deutsche Verteidigungsministerin.
Die Mission ist sicherlich nicht gescheitert, aber hinterlässt große Erwartungen an die afghanische Regierung und Herausforderungen für die afghanische Gesellschaft.
Die USA als größter Truppensteller haben sich auf einen Abzug bis zum 11. September festgelegt, dem 20. Jahrestag der Terroranschläge des islamistischen Netzwerks Al-Kaida in den USA. Die Bundeswehr soll schon bis Mitte August Afghanistan verlassen. Deutschland stellt mit 1100 Soldaten nach den USA das zweitgrößte Kontingent in der etwa 10 000 Soldaten starken Nato-Truppe.
Nach 20 Jahren Einsatz, nach insgesamt 100 000 Soldaten, die in Afghanistan gedient haben und nach dem Verlust von 59 gefallenen Soldaten ist der Abzug eine Zäsur für die Bundeswehr. Vor 20 Jahren haben wir als Nato-Bündnis dem islamistischen Terror die rote Karte gezeigt - mit Erfolg: Afghanistan ist bis heute kein Rückzugsraum für internationale Terroristen. Von Afghanistan geht keine Bedrohung für Europa und für Deutschland aus.
Die afghanische Regierung ist aufgefordert, für eine selbst tragende Sicherheit zu sorgen. Die Taliban sind aufgefordert, sich von der Gewalt zu lösen. Wichtig ist aber auch, dass die Nato auf politischer Ebene Klarheit schaffe, wie das Verhältnis von afghanischer Regierung und Taliban zu sein habe. Das sei von erheblicher Bedeutung dafür, dass das Land nicht wieder zurückfalle.
Sorge bereitet mir die Vorstellung, dass ein möglicherweise entstehendes Machtvakuum in Zentralasien schnell durch die Türkei, Russland, Pakistan und China gefüllt würde - mit neuen daraus entstehenden Herausforderungen.
Mit freundlichen Grüßen
Erwin Rüddel

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