Warum werden Post-Covid Patienten so alleine gelassen?
Sehr geehrte Frau Woestmann,
oben lesen Sie bereits mein wichtigstes Anliegen: Wann unterstützt die Bundesregierung die Forschung für das Medikament BC007? Wann wird es eine nationale Strategie für die Post-COVID Betroffenen geben?
Und: Wieso werden die Post covid Betroffenen alleine gelassen?
Ich frage Sie, weil eine Freundin, Mutter von drei Kindern, arbeits- und alltagsunfähig ist und das seit fast einem Jahr! Waren Sie schon mal so lange krankgeschrieben und keinen hat es gekümmert?
Ich hoffe es passiert schnell was!
Mit freundlichen Grüßen
Sabine K.
Guten Tag Frau K.,
Vielen Dank für Ihre Frage.
Solche Beschreibungen wie jene von Ihnen zu Ihrer persönlichen Situation sind für meine politische Arbeit ungemein wichtig, denn sie verdeutlichen immer wieder, wo in der gesundheitlichen Versorgung weiterhin Verbesserungsbedarf besteht.
Wie Sie wissen, ist Post-Covid eine neuartige und komplexe Erkrankung. Gleichzeitig ergeben sich Bezüge und Gemeinsamkeiten zu bestehenden, aber lange nicht anerkannten bzw. vernachlässigten Krankheiten wie ME/CFS. Sowohl bei Post-Covid als auch bei ME/CFS haben wir bei den Ursachen und insbesondere den Möglichkeiten der Heilung noch einen sehr großen Forschungsbedarf. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert sei Mai 2021 zehn Forschungsverbünde mit insgesamt 6,5 Millionen Euro, um entsprechende Wissenslücken zu schließen. Darunter fällt auch das Forschungsprojekt „reCOVer“, welches die Wirksamkeit des von Ihnen genannten Wirkstoffes BC 007 für Betroffene von Long- und Post-Covid untersucht. Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass Sie große Hoffnungen in dieses Medikament für eine mögliche Heilung setzen. Gleichzeitig müssen wir natürlich die Ergebnisse der Studie abwarten, bevor eine Zulassung und eine medizinisch verantwortliche Verabreichung für Betroffene möglich ist.
Einen Überblick über alle vom BMBF geförderten Studien finden Sie hier: https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/forderung-von-forschungsvorhaben-zu-spatsymptomen-von-covid-19-long-covid-14347.php.
Für die Behandlung von Patient*innen mit Post-Covid bedarf es aufgrund der Komplexität und Vielseitigkeit der Symptome einer engen Abstimmungen zwischen verschiedenen Spezialisten und Facharztgruppen. Deswegen haben wir als neue Landesregierung im Koalitionsvertrag festgehalten, den Aufbau interdisziplinärer Kompetenzzentren und Ambulanzen zu den Langzeitfolgen von Covid-19 und ME/CFS zu fördern. Diese Zentren sollten in Unikliniken und Krankenhäusern angesiedelt und gleichzeitig eng mit den Hausärztinnen und Hausärzten vor Ort sowie den Reha-Kliniken vernetzt sein. Denn gerade jene Patient*innen, die Long-bzw. Post-Covid nach einer vergleichsweise milden Corona-Erkrankung entwickeln, wenden sich natürlich zuerst an ihre bereits bekannten Haus- und Fachärzte. Hier sehen wir weiterhin Verbesserungsbedarf, damit Betroffene möglichst schnell Hilfe und therapeutische Unterstützung erhalten. Bei Reha-Maßnahmen ist ein hohes Bewusstsein für die Belastungsgrenzen der Patient*innen von Bedeutung, damit es nicht, wie Sie es beschrieben haben, zu einer Verschärfung der Symptome kommt. Auch hier braucht es in der Fläche mehr Qualität und Wissen um die besonderen Bedarfe und Anforderungen von Long- und Post-Covid-Patient*innen.
Mir ist sehr bewusst, dass meine Antwort keine unmittelbare Hilfe für die sehr belastende, persönliche Situation sein kann, welche durch Ihre Erkrankung ausgelöst wurde. Seien Sie aber versichert, dass wir als Grüne im Landtag ein hohes Problembewusstsein für die Erkrankung mitbringen und mit unseren Möglichkeiten an einer fortwährenden Verbesserung der Versorgungssituation für Betroffene arbeiten. Ich wünsche Ihnen für Ihren weiteren Lebensweg und Ihre Zukunft alles Gute sowie eine baldige Verbesserung Ihrer Symptome und eine dauerhafte Genesung.
Mit freundlichen Grüßen
Woestmann