Frage an Eduard Stapel von Peter L. bezüglich Wirtschaft
Was werden Sie - sofern Sie Ihr Mandat erhalten - gegen die Abwanderung aus dem Altmarkkreis SAW tun, der im Grenzgebiet zu Niedersachsen und dem nahen Wirtschaftsraum WOB/BS immer mehr junge Leute nach der schulischen Ausbildung verliert?
Sehr geehrter Herr Laffin,
sehr geehrte Damen und Herren,
ich bedanke mich für Ihre Frage nach meinen Plänen gegen die Abwanderung aus dem Altmark-Kreis SAW und versuche, sie kurz zu beantworten:
1. Die politischen EntscheidungsträgerInnen in der und für die Altmark versuchen seit der deutschen Vereinigung eine unrealistische Ansiedlungspolitik, anstatt die Potentiale der Altmark selbst zu nutzen: Lebensmittel-Industrie mit hiesiger Verarbeitung eigener Produkt; Industrie für nachwachsende Rohstoffe; Landwirtschaft in Verbindung mit Erzeugung Regenerativer Energien; bestimmte Formen des Tourismus (billiger als anderswo und für kinderreiche Familien aus den nahen Großstädten Berlin, Magdeburg, Hannover, Braunschweig, Hamburg...). Erst in letzter Zeit ist es zu einem gewissen Umdenken, aber noch nicht Umsteuern gekommen (die unrealistischen Träume verblassen), das ich sehr begrüße.
2. Aber auch mein Weg würde den Charakter der Altmark (Landwirtschafts-Gebiet) nicht wesentlich verändern. Das bedeutet, daß jene Menschen, die lieber in städtisch geprägten Gegenden leben und nicht in der Landwirtschaft oder in landwirtschaftsnahen Bereichen arbeiten wollen (was ja für den größten Teil von ihnen zutrifft), auch weiterhin abwandern würden.
3. Ich trete für eine Wirtschaft der "Kleinen Kreisläufe" ein: Anstatt Obst, Gemüse, Fleisch und Wurst, Fisch, Blumen oder Holzprodukte zu kaufen, die von weither kommen, sollten die AltmärkerInnen diese Dinge besser aus eigener Produktion kaufen (Stichwort Direktvermarktung). Leider haben sie das (wie die Menschen in ganz Ostdeutschland) seit der Vereinigung kaum getan und sich so ihre Arbeitsplätze zum Teil selbst "weggekauft". - Das will ich ändern, weil es Arbeitsplätze schafft.
4. Weitere Arbeitsplätze können in der "Alten-Wirtschaft" oder in einer bestimmten "Gesundheits-Industrie" (Aktiv-Urlaub) entstehen: Die Altmark könnte wesentlich mehr Alten- und Pflegeheime sowie Reha-Einrichtungen haben.
5. Die Altmark braucht keine teure "Durchreise"-Autobahn (fast eine Md. Euro!), sondern sollte einen Teil dieses Geldes zur Förderung meiner Ideen erhalten. - "Keine" Infrastruktur ist auch eine Infrastruktur; der größte autobahnfreie Raum in D. ist nicht nur Nachteil, sondern kann auch ein Vorteil sein, den man aber entsprechend nutzen muß.
6. Als Kreistagsmitglied lehne ich seit Jahren z. B. die meisten Schulschließungen ab, u. a. auch deshalb, um einen Teil dieser Art Infrastruktur zu erhalten. Außerdem bemühe ich mich seit Jahren im Wirtschaftsförder-Ausschuß um eine realistische (!) Bestandsaufnahme der Situation der Altmark in D. und in Europa, damit man hier aus unrealistischen Träumen aufwacht und das zu nutzen lernt, was die Altmark ist und was sie kann.
7. Das alles verschafft der Altmark nicht den Anschluß an die reichsten Gegenden in D. und auch nicht an den deutschen Duchschnitt. Aber es baut realistischerweise auf den Möglichkeiten der Altmark auf, versucht gar nicht erst einen von vornherein verlorenen Wettlauf mit bestimmten anderen Regionen und nutzt Eigenschaften der Altmark, die andere Regionen schon lange verloren haben, die aber viele Menschen nun um so mehr suchen.
Mit freundlichen Grüßen,
Eduard Stapel.