Frage an Eduard Stapel von Nicole D. bezüglich Frauen
sehr geehrter herr stapel..
da ich immer den grünen sehr zugetan war, trotz ansonsten anders politischer orientierung, möchte ich gerne von ihnen wissen, wie sie die entwicklung, der abwanderung von besonders jungen frauen aus der region verhindern wollen... ich bin von außerhalb hier her gezogen und stelle besonders hier fest, das immer mehr jugendliche in die größeren städte, oder ganz aus der region ziehen... junge heranwachsende sind hier "mangelware" und damit auch die zukunft der region stark gefährdet....welche maßnahmen haben sie geplant...
mit freundlichem gruß
nicole degen
Sehr geehrte Frau Degen,
haben Sie vielen Dank für Ihre Frage(n).
Die Bündnisgrünen setzen sich seit jeher für die Gleichberechtigung der Geschlechter ein; insofern verstehen Sie meine Antwort, bitte geschlechtsneutral; die unten angesprochenen Berufe sind m. E. für Männer und für Frauen geeignet.
Sie fragen, wie ich die Abwanderung besonders junger Frauen (aus unserer Region vor allem in größere Städte) verhindern will und welche Maßnahmen ich gegen diese Abwanderung geplant habe. - Soweit ich sehe, ist die Abwanderung vor allem (wenn auch nicht nur) eine Folge des Mangels an Arbeitsplätzen.
Wir Bündnisgrüne haben dem "Aufbau Ost als Nachbau West" von Anfang an nicht getraut und uns sehr bemüht, nicht die Schwächen des Ostens (und damit auch unserer Region) zudecken zu wollen - was angesichts der Wirtschaftsverhältnisse im vereinigten Deutschland kaum Aussicht auf Erfolg versprach und was ja in den vergangenen 15 Jahren auch kaum gelungen ist. Stattdessen wollten wir immer die Stärken des Ostens betonen und fördern und auf diese Weise dem Arbeitsplatz-Abbau im Osten entgegenwirken. Das Gegenteil ist geschehen und geschieht weiterhin.
Folgt man dieser Grundeinsicht, muß man sich die Stärken der Altmark vergegenwärtigen: gute Voraussetzungen für die Landwirtschaft, die sich aber nach weiteren Standbeinen umsehen muß (Energie-Wirtschaft mit Hilfe nachwachsender Rohstoffe sowie der Windkraft u. der Geo-Thermie und bestimmte Arten des Tourismus); Verarbeitung nachwachsender Rohstoffe und der landwirtschaftlichen Produkte (Schlachthöfe; Gemüse- u. Obstverarbeitung u. d. anderen "Acker-Früchte") vor Ort statt im Westen. Statt diese Stärken umfassend zu nutzen, hat man auf "Arbeitsplatzbeschaffung" unter anderem und vor allem durch einen riesigen Flughafen gesetzt und tut dies jetzt, nachdem das Luftdrehkreuz vom Tisch ist, mit Hilfe der Autobahn. Wenigstens gibt es inzwischen bei der Windkraft viele Investitionen; ansatzweise folgt auch die Bio-Energie.
Zwar hätte der bündnisgrüne Weg nicht alle Arbeitsplatz-Probleme gelöst, weil auch diese "Maßnahmen" zumindest bisher nicht für jedeN einen Arbeitsplatz bereitgestellt hätten. Aber viele junge Leute hätten inzwischen in diesen Bereichen Arbeit finden können, hätte man bereits Anfang der 90er Jahre auf diese Wirtschaftsfelder gesetzt.
Allerdings sollte man sich keinen Illusionen hingeben: Die Altmark ist für viele Junge nicht das "Traumland" - und war es übrigens auch in früheren Zeiten nicht. Viele Berufswünsche lassen sich nämlich auch dann nicht in unserer Region verwirklichen, wenn wir hier Vollbeschäftigung hätten.