Portrait von Eckhardt Rehberg
Eckhardt Rehberg
CDU
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Eckhardt Rehberg zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Thomas S. •

Frage an Eckhardt Rehberg von Thomas S. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Herr Rehberg,

ich danke Ihnen für Ihre Antwort auf meine Fragen betreffs einer von Ihnen angedachten Dienstplicht für Jugendliche. Ich möchte/muss nachfragen:

Zitat Herr Rehberg:

"Meine Aussagen bezogen sich nicht nur auf die Bewältigung der Flüchtlingssituation, sondern auf gesamtgesellschaftliche Herausforderungen in Deutschland in Gänze, das sein "Ehrenamt" seit Jahrzehnten zu schätzen weiß."

http://www.abgeordnetenwatch.de/eckhardt_rehberg-778-78409--f449523.html#q449523

Auf welche Grundlagen stützt sich Ihre Behauptung, dass Deutschland "sein "Ehrenamt" seit Jahrzehnten zu schätzen weiß"?

Wie werten Sie diese Information?

"Die Begeisterung für ehrenamtliches Engagement hält sich bei etlichen Menschen in Deutschland in Grenzen. 42,7 Prozent der Befragten einer Studie der GfK Marktforschung Nürnberg sind sich sicher, dass unentgeltliche Tätigkeiten maßgeblich dazu beitragen, dass in vielen Bereichen bezahlte Arbeitsplätze abgebaut werden. Zwei Drittel sind der Ansicht, es sei in erster Linie Aufgabe des Staates, sich um die Umwelt oder Hilfsbedürftige zu kümmern, und nicht die Aufgabe von Privatpersonen. Vier von zehn finden dabei, dass die Leute, die sich kostenlos bürgerlich oder sozial engagieren, von Institutionen und vom Staat nur ausgenutzt werden."

http://www.op-online.de/region/frankfurt/viele-sehen-ehrenamt-auch-jobkiller-3519752.html

Zitat Herr Rehberg:

"Vor dem Hintergrund überschuldeter öffentlicher Haushalte (...)ist ein einseitiger hauptamtlicher Lösungsansatz unverantwortlich.(...) Alleine auf Bundesebene haben wir 2015 6 Milliarden Euro für die Bewältigung der Flüchtlingssituation ausgegeben."

Wieviele hunderte Mrd € hat der Bund für die Eurorettung aufgewendet?

Sind 6 Mrd. € des Bundes für die Flüchtlingshilfe in 2015 in Relation zu Euro- und Bankenrettung nicht kümmerlich?

Viele Grüße, Thomas Schüller

P.S: Ich habe Zivildienst gemacht,
bin aber dagegen, dass junge Menschen in einem reichen Staat ausgenutzt werden.

Portrait von Eckhardt Rehberg
Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Schüller,

ich danke Ihnen für Ihre nochmaligen Fragen zum Thema Ehrenamt und öffentliche Haushalte.

Zunächst weise ich darauf hin, dass Ihre zitierte Studie der GfK Marktforschung Nürnberg nicht die Mehrheitsmeinung der Bevölkerung widerspiegelt, wie die Ergebnisse der Studie es sogar selbst bestätigt!

Ich möchte folgend einen Artikel aus der „Zeit“ zitieren: „Wie arm wäre Deutschland ohne das Ehrenamt? Gäbe jeder Dritte von uns – so viele sind es nämlich – sein Engagement auf, reduzierten sich unkomplizierte Hilfe, zwischenmenschliche Wärme und unzählige Freizeitangebote wohl auf ein Minimum. Unsere Gesellschaft wäre in der Tat wesentlich ärmer. Mehr noch, sie wäre wohl ziemlich armselig.“ Quelle: http://www.zeit.de/2011/31/C-Ehrenamt

Ich stelle mir gerade das Szenario vor, in den Freiwilligen Feuerwehren, in den Sportvereinen und den vielen gesellschaftlichen Bereichen würden die Menschen ihre ehrenamtliche Tätigkeit einstellen. Mal davon abgesehen, wie erbärmlich und armselig eine Gesellschaft wäre, die für das gegenseitige Miteinander, für Ihre Solidarität stets einen materiellen Ausgleich einfordert, sind die politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen verheerend: Angenommen, alle bislang
ehrenamtlich geleisteten Tätigkeiten würden durch hauptamtliche Strukturen übernommen: Die Steuern müssten erhöht, zugleich enorme Schulden aufgenommen werden, denn die öffentliche Beschäftigung kostet Geld. Dieses Geld, letztlich Steuermittel, müssen erwirtschaftet werden. Es gibt ja leider noch einige, die an das Ammenmärchen glauben, dass durch Steuerrückflüsse und erhöhte Kaufkraft die Belastungen der öffentlichen Haushalte ausblieben. Die Geschichte Europas und vieler anderer lehrt uns doch, dass diese dümmlichen Annahmen in die Katastrophe führten.

Zudem ist angesichts von Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel zu fragen, ob für Ihre „hauptamtliche Gesellschaft“ genug Menschen zur Verfügung stünden. Die allermeisten arbeiten NEBEN ihrer Berufstätigkeit ehrenamtlich!

Abgesehen davon verweise ich nochmal auf das obige Zitat: Mitmenschlichkeit und Solidarität blieben durch das Modell, dass Sie offenkundig bevorzugen, gänzlich auf der Strecke!

Sie unterstellen zudem, dass die Ehrenamtlichen sich zu ihrer freiwilligen Arbeit genötigt sehen oder ausgenutzt wissen. Vielleicht fragen Sie einfach mal in der Freiwilligen Feuerwehr oder im Fußballverein in Ihrer Nähe nach, ob diejenigen das so empfinden.
Zu den Kosten der Eurorettung vermag aktuell niemand eine konkrete Aussage zu treffen: Die Griechenland-Hilfen bestehen fast ausschließlich aus Krediten und Bürgschaften.

Hätten wir seinerzeit die „Bankenrettung“ nicht vollzogen, hätten wir 2015 wohl kaum einem Flüchtling helfen können. Im Gegenteil: Die Bundesregierung hätte aufgrund der weltweiten Krise für Ihre humanitären Leistungen für die Geflüchteten wohl weitaus weniger Zuspruch und Rückendeckung aus der Bevölkerung erhalten, weil Arbeitslosigkeit und Wirtschaftskrise die dominierenden Probleme gewesen wären.

Mit freundlichen Grüßen

Eckhardt Rehberg