Frage an Dorothee Martin von Friedrich W. bezüglich Verkehr
Warum hat die SPD Hamburg die Forderung nach einem 365,– Euro Jahresticket für den HVV nicht in das Wahlprogramm aufgenommen. Wien zeigt, dass dies auch in einer Metropole umsetzbar ist, einen qualitativ hochwertigen öffentlichen Nahverkehr ermöglicht und von der Bevölkerung sehr gut angenommen wird. Gleichzeitig ist es ein zentraler Beitrag, den alltäglichen Umstieg auf Bus und Bahn zu ermöglichen, ohne gleich vollständig aus eigene Auto zu verzichten, ein Schritt, den viele scheuen.
Lieber Sebo W.,
Vielen Dank für die Frage! Für mich ist umweltfreundliche Mobilität mit Bus, Bahn, Rad oder auch zu Fuß entscheidend für die Lebensqualität in Hamburg
Die SPD hat in Hamburg vor zwei Jahren das größte Ausbauprogramm in der Geschichte des ÖPNV gestartet. Hier können Sie sehen, welche Verbesserungen seit Dezember 2019 gelten: https://www.hvv.de/de/ueber-uns/aufgaben-und-projekte/angebotsoffensive-im-hvv
Unser Ziel ist der Hamburg-Takt: bis 2030 soll man von jedem Ort aus in Hamburg innerhalb von fünf Minuten ein Angebot des ÖNPN erreichen. Um dies zu schaffen, bauen wir das Angebot von Bus, Bahn und auch Fähre massiv aus, u.a. mit der ganz neuen U 5 von Bramfeld bis zu den Arenen, der S 4 von Altona bis Oldesloe, der S 32 zum Osdorfer Born oder der Verlängerung der U 4 zur Horner Geest. Zudem werden wir das Bussystem stark erweitern mit 600 weiteren Bushaltestellen im gesamten Stadtgebiet - und emissionsfreien Bussen.
Mit diesem Angebotsausbau durch neue Linien, längere Züge und vor allem dichtere Takte wollen wir 50 Prozent mehr Fahrgäste (ausgehend von 2017) im HVV gewinnen. Wir schaffen die Fahrpläne quasi ab!
Unsere zahlreichen Gesprächen mit Verkehrsforschern sowie anderen Verkehrsgesellschaften - auch den Wiener Linien - haben uns bestätigt, dass der Ausbau des Angebots die wichtigste Maßnahme ist, um mehr Bürgerinnen & Bürger zum Umstieg oder Verzicht des eigenen PKWs zu bewegen. Diesen Weg ist auch das oft als Beispiel genommene Wien gegangen. Nicht das dort eingeführte 365 €-Ticket hat den Zuwachs an Fahrgästen gebracht, sondern der Ausbau des Angebots. Gleiches zeigen auch Versuche in kleineren Städten in Deutschland.
Wir wollen einen hochwertigen öffentlichen Nahverkehr in Hamburg. Dafür sind sehr hohe Investitionen notwendig, die wir brauchen und wollen. Zugleich drehen wir gezielt an der Preisschraube und unterstützen Menschen mit niedrigem oder gar keinem Einkommen. Wir haben den von der CDU eingeführten so genannten Strukturzuschlag auf die Ticketpreise abgeschafft. Das Seniorenticket gilt bereits jetzt rund um die Uhr. Zum Ausbildungsstart 2020 wird es ein 365-Euro-Jugendticket für Azubis geben. Zudem führen wir schrittweise das kostenloses Schülerticket ein. Eine pauschale Absenkung auf ein 365 €-Ticket für alle ist jedoch UND zugleich der massive Ausbau des ÖPNV sind jedoch finanziell nicht umsetzbar.
Ich bin sicher, dass durch die Angebotsoffensive auch in den nächsten Jahren die Fahrgastzahlen im HVV weiter steigen und dadurch auch Straßen entlastet werden.
Für weitere Fragen/Anmerkungen stehe ich sehr gerne zur Verfügung.
Mit besten Grüßen
Ihre Dorothee Martin