Sehr geehrte Frau Deppermann, wie sorgen Sie dafür,dass Long Covid und ME/CFS bekannter werden? Setzen Sie sich für Betroffene ein und fordern mehr Geld für Forschung und Therapiestudien?
Sehr geehrte Frau F.,
bitte entschuldigen Sie die verspätete Rückmeldung!
Nach den Zeiten der akuten Pandemiebekämpfung bleibt die Auseinandersetzung mit den Langzeitfolgen von Corona – sei es durch Long- bzw. Post-Covid, ME/CFS oder Post-Vac – eine der großen politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen. Die medizinische Forschungslandschaft und unsere Versorgungsstrukturen sind dabei immer noch unzureichend auf die Bedarfe der Betroffenen ausgerichtet. In der Fläche fehlt es an Wissen und Informationen bei den Haus- und Fachärzt:innen, den Reha-Einrichtungen, den Sozialversicherungsträgern und weiteren Akteuren des Gesundheits- und Sozialsystems. Dies zu verändern, bleibt unsere Daueraufgabe.
Das Gros der Forschungsmittel muss durch den Bund verausgabt werden. Daher ist es ein erster Erfolg, dass bis 2029 93 Millionen Euro in die Long-Covid-Forschung fließen sollen. Darüber hinaus sollen 45 Millionen Euro für Modellmaßnahmen für Kinder und Jugendliche mit Long-Covid bis 2029 ausgegeben werden.
Doch auch als Land NRW leisten wir durch die Finanzierung der „Beyond Covid-19“-Studie mit 4,6 Millionen Euro einen Beitrag, um Long-Covid sowie mögliche Ursachen und Faktoren für unterschiedliche Verläufe besser zu erforschen.
Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat im Juli 2023 eine Initiative Long-Covid ins Leben gerufen und in diesem Rahmen einen Runden Tisches mit mehr als 70 Teilnehmer:innen aus Betroffenenverbänden, Medizin, Wissenschaft und Stakeholdern der gemeinsamen Selbstverwaltung organisiert. Es wurde beschlossen, dass eine Expert:innenkommission beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eine Liste mit Medikamenten erarbeiten soll, die für Long-Covid-Patient:innen auch außerhalb der Zulassung verordnet und bezahlt werden können, also im sogenannten „Off-Label-Use“. Dieser Schritt wurde von Expert:innen und Betroffenen begrüßt, weil es derzeit noch keine spezifisch für die Behandlung von Long-Covid zugelassenen Arzneimittel gibt, aber erste Erfahrungswerte für eine deutliche Symptomverbesserung bei bestimmten medikamentösen und nicht-medikamentösen Therapien sprechen.
Zum Ende des Jahres 2023 hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) eine neue Richtlinie zur Behandlung von Long-Covid-Patient:innen dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) zur Prüfung vorgelegt. Die neue Richtlinie soll zu einer strukturierten und koordinierten Versorgung der Betroffenen beitragen.
Darüber hinaus organisieren wir in NRW einen Runden Tisch mit Betroffenen und ihren Angehörigen, Ärzt:innen, Sozialversicherungsträgern sowie weiteren Vertretern des Gesundheitswesens. Ein erstes Treffen fand unter dem Vorsitz von Gesundheitsminister Laumann am 30. August 2023 statt. Auf dem Treffen wurde angekündigt, im Rahmen des Virtuellen Krankenhauses Telekonsile zu fördern, die einen Fachaustausch zwischen Hausarztpraxen und den bestehenden Long-Covid-Ambulanzen ermöglichen sollen. Auf diese Weise können die hohen Wartezeiten in den Long-Covid-Ambulanzen reduziert und die Weiterbehandlung bei der Hausärztin beziehungsweise beim Hausarzt vor Ort ermöglicht und unterstützt werden. Hierfür hat das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) für 2023 eine Million Euro an Fördermitteln zur Verfügung gestellt.
Ein digitales Informationsangebot für Betroffene des Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) findet sich unter folgendem Link: https://www.mags.nrw/informationen-zu-long-und-post-covid-zum-post-vac-syndrom-sowie-zu-mecfs-