Porträt Doris Achelwilm
Doris Achelwilm
Die Linke
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Doris Achelwilm zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Özkan-Enes I. •

Soll der Frauen Fußball genau so viel verdienen wie der Männer Fußball

Porträt Doris Achelwilm
Antwort von
Die Linke

Hallo Özkan-Enes I.,

gute Frage. Ich setze mich dafür ein, dass Frauen und Männer für vergleichbare Erwerbstätigkeiten gleich und alle für ihre Arbeit gut und gerecht bezahlt werden. Einkommensfälle aufgrund des Geschlechts, die in aller Regel zulasten von Frauen ausfallen, gehören beendet ("Equal Pay"). Nun ist der Profi-Fußball sicherlich eine besondere Branche: Die enormen Verdienste von männlichen Fußballstars hängen mit einer völlig entgrenzten (Lizenz-)Kapitalisierung des Fußballs in diesem Spitzensegment zusammen. So eine Entwicklung hat der sog. Frauenfußball, der in Deutschland in den 1950/60er Jahren tatsächlich etwa zehn Jahre verboten (!) war, noch nicht genommen - und für den Fall, dass die Fußball-Frauen als Werbe- und Lizenzmarkt zu den Männern aufschließen sollten, bringt das auch die Schattenseiten dieser Hyper-Vermarktung mit sich. Trotzdem gilt, dass es ein sehr unangemessenes Verhältnis ist, wenn männliche Spieler der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im Schnitt über 10 Millionen Euro im Jahr verdienen, während die Spielerinnen der Frauen-Nationalmannschaft auf ein Durchschnittsgehalt von vllt 50.000 Euro kommen. Die meisten Profi-Spielerinnen können von ihren "Profi-Bezügen" ohne Neben- bzw. Hauptjobs nicht leben, während männliche Profis der ersten Bundesliga einkommensmäßig in für die allermeisten Menschen unerreichbaren Sphären schweben. 

Manche Fußballverbände kommen in Sachen Gleichstellung voran. Der englische Fußballverband fördert das Frauen-Nationalteam ausdrücklich, Frauen-Fußballspiele machen dort große Stadien wie Wembley voll. In Norwegen gibt es eine Gleichstellung der weiblichen und männlichen Nationalmannschaft, weil der Fußballverband beide Budgets angepasst hat. Dänische Fußballspieler haben letztes Jahr auf eine Gehaltserhöhung öffentlich verzichtet, um für die Fußballerinnen ihres Landes das gleiche Recht einzufordern. Australiens Verband teilt die Werbe­erlöse beider Nationalteams hälftig. Von Deutschland aus kann sich also einiges abgeschaut werden. Fußball wird oft noch als "Männerwelt" verteidigt, obwohl dieser Sport geschlechterübergreifend da sein sollte bzw. schon für alle da ist. Ich finde, in der Verbandsarbeit müssen mehr Gelder für Frauensparten fließen, hier ist gleiche und gerechte Budgetierung leider noch ferne Zukunftsmusik. Ein überfälliger und zügig machbarer Schritt wäre auch, die beschämend niedrigeren Prämien für Frauen bei internationalen Turnieren oder bei der Nationalmannschaft erheblich zu erhöhen, mit dem Ziel, als erstes wenigstens diese Prämien gleichzustellen. 

Zu dem Thema hatte ich im Jahr 2019 als Bundestagsabgeordnete auch eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung gestellt. Mehr dazu finden Sie hier, die Gegebenheiten sind - bei gewissen Veränderungen, die langsam eintreten - noch ziemlich aktuell: https://www.doris-achelwilm.de/startseite/aktuelles/detail/kleine-anfrage-geschlechtergerechtigkeit-im-deutschen-profi-fussball/.

Beste Grüße
Doris Achelwilm