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Dominic Robert Scales
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Frage von Barbara R. •

Frage an Dominic Robert Scales von Barbara R. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Herr Scales,

Leiharbeit hat in Deutschland immer größere Ausmaße angenommen. Während sie in der Vergangenheit in erster Linie ein Instrument war, um Auftragsspitzen abzufangen, hat sich ihr Charakter seit den Hartz-"Reformen" grundlegend verändert. Leiharbeit dient zunehmend dazu, einen dauerhaften Niedriglohnsektor in den Unternehmen zu etablieren; sie geht in vielen Fällen zu Lasten der Stammbelegschaft.
Leiharbeiter erhalten bei gleicher Arbeit und gleicher Qualifikation bis zu 40 Prozent weniger als Festangestellte.

Im Artikel 23 der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte steht: " Jeder, ohne Unterschied, hat das Recht auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit".

Wie passt das ihrer Meinung mit der Realtität zusammen?

Würden Sie sich für gleichen Lohn für gleiche Arbeit einsetzen?

Was sagen sie dazu, zumindest einen Mindestlohn für Leiharbeiter einzuführen?

Besten Dank für ihre Antworten

Portrait von Dominic Robert Scales
Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Resch,

Sie sprechen in Ihrer Frage drei wichtige Themenfelder an, die sozialdemokratische Grundüberzeugungen berühren. "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit", "Mindestlohn" und "Leiharbeit".
Zum ersten "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit". Nach meiner Überzeugung muss diese Forderung ganz hoch auf der politischen Tagesordnung stehen. Sowohl Männer und Frauen, als auch Stammbelegschaft und Leiharbeitnehmer müssen bei gleicher Leistung den gleichen Lohn erhalten.
Als Mittel um Auftragsspitzen flexibel begegnen zu können ist Leiharbeit ein sinnvolles und wirksames Instrument. Ich weiß aber auch, dass die Leiharbeit in der betrieblichen Praxis oft dazu genutzt wird, um einen Niedriglohnsektor im Betrieb aufzubauen. Wobei Leiharbeit selbst oft das Unternehmen mehr kostet als eine Festanstellung, da ein Anteil bei der Leiharbeitsfirma bleibt und nicht beim Leiharbeiter ankommt. Diese Praxis muss von Politik und Gewerkschaften gemeinsam bekämpft und eingeschränkt werden. Beim Thema Mindestlohn bin ich der Auffassung, dass er unumgänglich ist. Es kann nicht sein, dass man in Vollzeit so wenig verdient, dass man vom Sozialamt Aufstockung braucht und sich die Unternehmen so ihre Lohnkosten von der Allgemeinheit subventionieren lassen. Das ist auch eine Hypothek für die Zukunft, denn wer heute wenig verdient bekommt morgen wenig Rente. Auch hier muss dann die Allgemeinheit zuschießen. Das Argument, dass Mindestlöhne Arbeitsplätze vernichten hat sich nirgends bewahrheitet. Wir sind fast das letzte Land in der EU ohne Mindestlohn.
Einer der beiden Verbände in der Zeitarbeitsbranche hat inzwischen die Aufnahme in das Entsendegesetz beantragt um dadurch Mindestlöhne zu erreichen. Ich unterstütze das und hoffe, dass der politische Widerstand der Konservativen und der Liberalen hier bald überwunden werden kann.

Mit freundlichen Grüßen.

Dominic R. Scales