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Frage von Hans Peter K. •

Frage an Dirk Fischer von Hans Peter K. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrter Herr Fischer,

mein Sohn hat mit gutem Abschluss das Hamburger Turbo-Abi bestanden und sucht jetzt einen Studienplatz in den Fächern Psychologie oder Wirtschaftspsychologie.

Ich bin sehr erstaunt wie unprofessionell und demotivierend das Verfahren zur Studienplatzvergabe aktuell funktioniert. Stand heute muss man nach dem Bewerbungsschluss bis Ende August warten, ob man eine Zusage bekommt oder sich auf der Warteliste befindet, bis Mitte September werden die Wartelisten aufgrund der systemimmanenten Mehrfachbewerbungen permanent umsortiert und bis Ende Oktober hat man final Klarheit, ob man einen Studienplatz hat oder nicht. Am Ende des Prozesses kann es passieren, dass man trotz eines guten Abis keinen Studienplatz bekommt und in der Warteschleife hängt. Für junge, motivierte Menschen ist dies eine sehr unbefriedigende Situation. Dieses Verfahren widerspricht auch dem politischen Ziel die schulischen und universitären Ausbildungszeiten zu verkürzen.

Meine Frage nun, wie gehen Sie mit dem Thema um und warum konnte im Rahmen der Bildungsinitiativen der Bundesregierung diese vorhersehbare Situation nicht proaktiv durch eine Optimierung der Zugangsregelungen und Vergabeprozesse angegangen werden?

Vielen herzlichen Dank und Grüße

Hans Peter Knaust

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Sehr geehrter Herr Knaust,

vielen Dank für Ihre Frage, mit der Sie ein aktuelles und wichtiges Thema ansprechen. Mit dem Ziel der Hochschulautonomie hat die Politik den Hochschulen zuletzt immer mehr Verantwortung zugestanden. Dazu gehört auch, die eigenen Studierenden auszuwählen.

Soweit keine örtlichen Zulassungsbeschränkungen bestehen, führt dies zu keinen Problemen. Das gilt für rund die Hälfte der Bachelor-Studiengänge. Existieren allerdings örtliche Beschränkungen, sind Mehrfachbewerbungen unvermeidbar, leider mit den von Ihnen beschriebenen Folgen.

Darum haben wir bereits 2009 den Ländern angeboten, uns als Bund bei der Entwicklung und Implementierung eines technischen Verfahrens zur Koordinierung der Bewerbungen zu beteiligen. Nach entsprechenden Beschlüssen der Kultusministerkonferenz und der Hochschulrektorenkonferenz wurde schließlich auf Kosten des Bundes (15 Millionen Euro) eine entsprechende Software entwickelt, die Studienplatzwünsche und Hochschulkriterien abgleicht und eine zügige Abwicklung des Hochschulzulassungsverfahrens gewährleistet („Dialogorientiertes Serviceverfahren“, DOSV).

Wegen der an vielen Hochschulen veralteten Hochschulsoftware kann das DOSV allerdings leider erst sukzessive implementiert werden. Zwar haben die Länder zuletzt am 18./19. Oktober 2012 ihren Willen zur flächendeckenden Einführung bekräftigt. Aus technischen Gründen geht es aber leider nur schrittweise voran.

Bis zur vollständigen Implementierung des DOSV müssen sich die Hochschulen daher noch mit einem vereinfachten Verfahren („Studienplatzbörse“) behelfen, das nach Einschätzung des Präsidenten der Hochschulrektorenkonferenz doch immerhin „recht gut“ funktioniert. Zwar blieben im Wintersemester 2011/2012 nach Abschluss aller Nachrückverfahren rund 13.000 Studienplätze unbesetzt. Dies ist jedoch kein Indiz dafür, dass das Behelfsverfahren nicht funktioniert. Denn nicht alle Studienfächer und alle Studienorte sind bei den Bewerbern gleichermaßen beliebt.

Unabhängig von der Implementierung des DOSV wird es aber auch weiterhin Fälle geben, in denen gute Abiturienten nicht den gewünschten Studienplatz erhalten. Dies gilt besonders für das Fach Medizin, aber auch für das Fach Psychologie. In diesen Fällen gilt es, örtlich mobil zu sein, oder auch den Studienwunsch zu hinterfragen. Immerhin gibt es für gute Absolventen viele interessante Perspektiven und in der Rückschau erweist sich oft die zweite Wahl sogar als Glücksfall.

Ich hoffe, dass ich Ihnen mit diesen Informationen weiterhelfen konnte.

Mit freundlichen Grüßen
Dirk Fischer