Frage an Dirk Behrendt von Judith C. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Behrendt,
als ich nach Berlin zugezogen bin (sozusagen "Migrationshintergrund"), hat mich der unbeschreibliche Gestank der Kohleöfen in der Heizperiode nachhaltig beeindruckt. Mein Schlafzimmerfenster, das zum Hof rausgeht, kann ich kaum zum Lüften öffnen, da sonst meine ganze Wohnung verpestet wird.
Neuerdings stellt sich die Kohleheizung ja zusätzlich noch unter dem Aspekt "Feinstaub" als nicht nur irgendwie urig und gemütlich, sondern vermutlich hochgradig gesundheitsgefährdend dar.
Wie könnte man hier schnell, d.h. nicht erst mit dem Auszug der letzten alteingesessenen Mieter in 20 Jahren (soweit ich weiß, ist die Umrüstung nach dem Freiwerden einer Wohnung bereits Pflicht?), Abhilfe schaffen?
Und wie könnte gleichzeitig sichergestellt werden, dass nicht die Hauseigentümer auf einen Schlag mit horrenden Sanierungskosten bzw. die Altmieter mit horrend steigenden Mieten belastet würden?
Sollten Sie hierzu kostenintensive Vorschläge machen, bitte ich Sie gleichzeitig, mir die Finanzierung möglichst konkret zu erläutern! (Soll heißen: Wo soll stattdessen gespart werden?)
Vielen Dank im voraus für Ihre Antwort!
Freundliche Grüße,
Judith Conrad
In den letzten 15 Jahren sind bereits zahlreiche Kohelöfen durch Gas- oder Ölheizungen ersetzt worden. Ich erinnere mich noch gut an Friedrichshain direkt nach der Wende, als winters ein süßlicher Braunkohlegruch durch die Straßen zog. Auch im Ortsteil Kreuzberg gab es zu dieser Zeit noch wesentlich mehr Kohleöfen. Und im Frühling war regelmäßig ein schwarzer Staubfilm auf den Fenstern.
In den Jahren wurde die Heizungssanierung durch Mieter mit öffentlichen Geldern erheblich subventioniert. So konnte meine Nachbarin, die des Koheleschleppens leid war, eine Gasetagenheizung einbauen ohne dass sich Miete stark erhöhte. Denn der Vermieter kann die öffentliche Subvention nicht auf die Miete umlegen. Diese Förderung ist zwar reduziert worden, aber noch vorhanden, so dass dies ein Weg zur Umrüstung ist.
Bei bestehenden Mietverhältnissen können Mieter nicht zur Eigeninitiative gedrängt werden. Hier ist also nur eine Umrüstung durch den Vermieter möglich. Wenn ihm hierfür öffentliche Gelder zur Verfügung stehen - auch zinsverbilligte Kredite - kann er diese nicht auf die Mieter umlegen und Mieterhöhungen lassen sich begrenzen. Die Umrüstung wird allerdings noch einige Winter dauern, weshalb eine schnelle Lösung nicht angeboten werden kann. Allerdings sinkt mit jeder Umrüsztung die Gesamtbelastung. Einige Mietwohnungen werden wohl auch weiterhin mit Kohle geheizt werden, weil es hierfür eine Nachfrage gibt (Nostalgie?).
Hoffenltich verdirbt Ihnen der noch einige Zeit verbleibende Kohlegruch nicht den Genuss an Berlin und unserem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg.
Dirk Behrendt