Frage an Dirk Behrendt von Axel J. bezüglich Wirtschaft
Meine Vision für Berlin auch Ihre?
Wohlstand kam in West- wie Ostdeutschland durch "Industrienation" zustande !!! Beide deutsche Staaten waren eine Industrienation!! Wir können viel über gerechte Umverteilung diskutieren, aber ohne große Industrie wächst kein Wohlstand! Höchstens Sparpläne. Von denen haben Sie sicher auch genug? Und von Neu-Firmen in Friedrichshain-Kreuzberg, die mit 60 Arbeitsplätzen daherkommen (ich schätze Mittelständler trotzdem) sicher auch?? Was ist Ihre Idee, wie kann man in Berlin oder in Ihrem Wahlbezirk moderne, ökologische, zukunftsorientierte Groß-Industrie ansiedeln, Technologie-Betriebe mit - sagen wir - 3000 Mitarbeitern???
Ihr Ihnen freundlich gesonnener eventueller Wähler:
Axel Jun
PS - ich kam im "Rudi" leider nicht dazu, Ihnen und den anderen diese Frage zu stellen...
Gern denke ich an die lebhafte Diskussion im Rudi zurück. Wie ich bereits dort anmerkte, ist die Arbeitslosigkeit - also das Fehlen von ausreichender Lohhnarbeit - zwar eines der drängensten Probleme der Stadt. Die Möglichekiten der Landespolitik, hier Abhilfe zu schaffen, sond jedoch entgegen den Versprechungen der roten Parteien denkbar gering.
Die Enquete "zukunftsfähiges Berlin" des Berliner Abgeordnetenhauses hat nach der Anhörung von zahlriechen Sachverständigen drei Bereiche ausgemacht, die in der Zukunft arbeitsplatzrelevant staatlich gefördert und weiter entwickelt werden sollten. Hierzu gehört neben dem Kultur- und Medienbereich, das Gesundheitswesen (Stichwort: Pflege) und die reichhaltige Wissenschaftslandschaft Berlins.
Deutschland war unter anderem deshalb als Industrienation führend, weil es gut gelang, wissenschaftliche Innovationen in Massenprodukte umzusetzen. Das ist in den letzten Jahrzehnten immer weniger gelungen. Ausnahmen bilden beispielsweise die Windkraft und die Solarindustrie. Ein Beispiel für das Verschlafen einer ganzen Sparte ist die Handtelefon-Industrie. Hier haben statt dessen die Finnen massenhaft Arbeitsplätze geschaffen. Weil es nur sehr schwer gelingen wird, bestehende Industrien nach Berlin zu locken - abgesehen vom mittelfristig ruinösen Standortwettbewerb -, werden wir auf neue Produkte setzen müssen. Deshalb sind der Wissenschaftsbereich und die anwendungsbezogene Forschung besonders wichtig. Wobei ich nicht verhehlen möchte, dass ich im Berech Chemie und Gentechnik Zurückhaltung walten lassen möchte. Die reine Förderung der bestehenden Industrie halte ich dem gegenüber für wenig zielführend, weil hier zum Teil lediglich Klientelpolitik betrieben und alte Produkte künstlich am Markt gehalten werden.
Wenn es uns in den nächsten Jahren gelingt, in den aufgezeigten Bereichen Innovationen zu fördern, dann werden unter Umständen auch mittelfristig 3.000 Arbeitsplätze in einem einzelnen Unternehmen geschaffen.
Dirk Behrendt