Frage an Dirk Behrendt von Tobias T. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Behrendt,
die Halbinsel Stralau (Teil des Entwicklungsgebietes Rummelsburger Bucht und Ihres Wahlkreises) wurde autoarm geplant. Mittlerweile ist die PKW-Quote je Einwohner höher als der Berliner Durchschnitt.
Die wichtigste Verkehrsader für Fußgänger und Radfahrer zum nahe gelegenen S-Bahnhof Ostkreuz ist ein vor wenigen Jahren angelegter Sandweg (wassergebunden). Im Winter ist keine Schneebeseitigung möglich, bei Regen stehen Teile des Weges vollständig unter Wasser.
Der Parkweg zum behindertengerechten S-Bahnhof Treptower Park wurden vom Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg vor ca. einem halben Jahr durch vier Barrieren verengt, was den Zugang für Kinderwagen, Rollstuhl- und Fahrradfahrer deutlich erschwert und bereits zu Unfällen geführt hat.
Das Straßennetz der Halbinsel dagegen ist komplett ausgebaut und in gutem Zustand. Der von vielen Einwohnern geäußerte Vorschlag, Tempo 30 für die Straße Alt-Stralau, an der sich auch eine Schule befindet, einzurichten, wurde bisher abgelehnt.
Wie möchten Sie die Verkehrspolitik in diesem Gebiet in Zukunft gestalten?
Mit freundlichen Grüßen
Tobias Trommer
Mit ihrer Frage sprechen Sie ein großes Problem der gesamten Berliner Innenstadt an, nämlich den übermäßigen motorisierten Individualverkehr. Wir alle werden uns in den nächsten Jahren zum Erhalt unserer Lebensqualität daran gewöhnen müssen, dass in der Innenstadt der motorisierte Individualverkehr abzunehmen hat. Als Stichworte sollen hier genügen: Lärm, Unfallgefahren, Schadstoffe (v.a. Feinstaub). Jedes autoarme Wohnen im Stadtgebiet hat hier Vorbildfunktion.
Ob nun gerade die Stralauer Halbinsel mit ihrer fehlenden bzw. unzureichenden Infrastruktur besonders für ein autoarmes Wohnen geeignet ist, mag unterschiedlich bewertet werden. Zumindest die Neu-Stralauer wussten jedoch, dass es sich um ein autoarmes Gebiet handelt.
Was die ÖPNV-Anbindung angeht, ist neben den erwähnten S-Bahnhöfen an die beiden Buslinien zu erinnern (104, 347), die eine Anbindung nach Friedrichshain und Treptow ermöglichen. Die Taktfrequenz ist zwar noch immer nicht so, wie es notwendig wäre. Wir, die Grünen setzen uns aber weiterhin bei der BVG hierfür ein.
Was die Durchfahrsperren auf dem Fußweg nach Treptow angeht, ist es bedauerlich, wenn dort VerkehrsteilnehmerInnen zu Schaden kommen. Ich habe diese jedoch bereits mehrfach mit dem Fahrrad unfallfrei passiert. Es handelt sich um Sperren, wie sie in Berlin zahllos vorkommen (beispielsweise auch am Görlitzer Park) und die u.a. die Durchfahrt für PKW und Motorräder verhindern sollen (was offenbar für erforderlich gehalten wurde).
Für die Einrichtung von Tempo-30-Zonen haben wir Grüne uns immer eingesetzt und tun dies auch für die Straße Alt Stralau. Probleme bereitet regelmäßig die Weigerung der BVG, durch Tempo-30-Zonen zu fahren. Auch hier wird ein Umdenken anzuregen und einzufordern sein.
Insgesamt gilt für die Verkehrspolitik in diesem Gebiet, was für die gesamte Innenstadt gilt: Weniger PKW, mehr und besserer sowie billigerer ÖPNV, Fahrrad und Fußgänger! Ein Parkhaus - wie von einigen gefordert - lehne ich jedenfalls ab.
Wenn Sie weitere Vorschläge für eine Verbesserung der Verkehrssituation speziell auf Stralau haben, würde ich mich über ein persönliches Gespräch freuen. Rufen Sie mich doch einfach mal in unserem Büro an (614 31 46) oder senden Sie mir eine mail ( frieke@gruene-berlin.de ).
Dirk Behrendt