Frage an Dirk Behrendt von Georg C. bezüglich Verkehr
Sehr geehrte Herr Behrendt,
an Himmelfahrt 2006 mussten wir in Kreuzberg 4 Tage lang bedrohliche Sturz- und Tiefflüge über und um den Flughafen Tempelhof herum und deren ohrenbetäubenden Lärm ertragen.
Laut Veranstalter des www.redbullairrace.com handelte es sich bei diesem Flugzeugrennen um "eine Mischung aus Kunstflug, Skislalom und Autorennen", die man gerne im nächten Jahr wiederholen möchte.
Laut Büro der von Ihrer Kollegin Junge-Reyer geleiteten
Genehmigungsbehörde für die Flugshow (SenStadt Um Verkehr) habe man dagegen keine rechtliche Handhabe.
Laut Gesetz sind aber Kunstflüge sowohl im Innerstädtischen Bereich als auch über Flughäfen grundsätzlich verboten. Die Grünen behaupten daher, es handele sich um eine Prestigeprojekt des Herrn Wowereit.
Wie ernst zu nehmen sind Ihre Absichten, den Flughafen Tempelhof zu schließen, wenn Ihre Kollegin (der ich hier leider keine Frage stellen kann) dort sogar derart hochgefährliche und lärmintensive Flugshows zulässt?
Georg Classen
Die am 27. Mai 2006 auf dem Flughafen Tempelhof abgehaltene Kunstflugschau Red Bull Air Race durfte stattfinden, obwohl es in den letzten Jahren immer wieder zu schweren Unfällen bei solchen Luftfahrtveranstaltungen kam, bei denen Piloten zu Tode gekommen sind. Es verärgert sehr, dass fünf Jahre nach dem tödlichen Unfall eines Sportflugzeuges im Anflug auf den Flughafen Tempelhof für eine reine Spaßveranstaltung ein hohes und unnötiges Risiko für Piloten, ZuschauerInnen und auch für AnwohnerInnen eingegangen wurde. Zudem wurde über mehrereTage über den Bezirk ein unerträglicher Lärmteppich gelegt.
Auf Antrag der bündnisgrünen Fraktion in Friedrichshain-Kreuzberg hatte die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) beschlossen, das Bezirksamt aufzufordern, sich bei der zuständigen Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und weiteren für die Genehmigung zuständigen Stellen dringend dafür einzusetzen, dass die auf dem Flughafen Tempelhof geplante Kunstflugschau unter Hinweis auf § 8 Abs. 2 der Luftverkehrsordnung (LuftVO) nicht genehmigt wird bzw. eine bereits erteilte Ausnahmegenehmigung zurückgenommen wird und auch zukünftig keine Flugschauen dort genehmigt werden.
Die Verkehrssenatorin Junge-Reyer (Spitzenkandidatin der SPD in Friedrichshain-Kreuzberg) scheint diesen Appell ignoriert zu haben und die Flugvorführung fand wie geplant statt. Ob sie im nächsten Jahr anders zu handeln gedenkt, hängt zunächst vom Wählervotum ab und ist ansonsten nicht bekannt geworden. Weshalb Frau Junge-Reyer meine "Kollegin" sein soll - wie sie formulieren - , vermag ich nicht zu ersehen, denn weder ist sie Richterin noch noch bin ich Sentator. In der gleichen Partei sind wir auch nicht. Zuletzt kann ich aufgrund dieses Vorgangs an dem Willen der Grünen, den Flughafen Tempelhof möglichst schleunig schließen zu wollen, keinen Zweifel erkennen.
Auf diesem Wege noch meinen herzlichen Glückwunsch zum 25. Geburtstag (des Flüchtlingsrates). Ich fürchte, es bedarf auch in den nächsten 25 Jahren Menschen wie sie, die sich kompromisslos und engagiert für die Belange von Flüchtlingen einsetzen.
Dirk Behrendt