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Dietmar Nietan
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Frage von Rene H. •

Frage an Dietmar Nietan von Rene H. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Heer Nietan.

Ich zitiere:
Ich habe im engen Kontakt mit der Dürener Ausländerbeauftragten des Diözesanrats und des Bistums Aachen versucht, eine Verschärfung des Zuwanderungsgesetzes durch die Union zu verhindern.

Dahingehend würde mich, und auch viele andere Arbeiter und sogenannte "Kleine Leute" interessieren, wie sie uns gegenüber rechtfertigen, dass wir zunehmend auf soziale Leistungen verzichten müssen, welche wir und Generatioen vor uns erarbeiteten, während wir zeitgleich in der Lage sind, Millionen von Ausländern auf unsere Kosten mit zu versorgen?

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Honneff,

haben Sie vielen Dank für Ihre Anfrage zur Integration, die ich gerne beantworte:

Sie werden mir sicherlich Recht geben, dass es einem Menschen, der versucht entsprechend der Botschaft Jesu Christi etwas für seinen Nächsten zu tun, gut ansteht mit denjenigen in der Kirche zusammen zu arbeiten, die sich für Flüchtlinge einsetzen. Denn auch diese Menschen sind unsere Brüder und Schwestern. Es geht hier nicht um illegal eingereiste Krimminelle, sondern um Menschen, die oft größte Not hinter sich haben, verfolgt wurden und deshalb unserer Hilfe bedürfen.

Die dumme Mär, dass uns Ausländer Arbeitsplätze wegnehmen und unserem Land schaden kann ich nicht mehr hören. Sie ist falsch!

Millionen von meist polnischen Familien haben im 19. Jahrhundert das Ruhrgebiet geschaffen. Nach dem Krieg haben wir Millionen von Flüchtlingen aufgenommen und integriert. Sie haben den Wiederaufbau mit ihrem Wissen und Kraft mit uns bewerkstelligt. Wir haben seit den 50er Jahren Mllionen von „Gastarbeitern“ willkommen geheißen und sie haben seither unseren Reichtum vermehrt. Wir haben nach 1989 die Deutschen aus der ehemaligen DDR integriert, obwohl sie in unser soziales Sicherungssystem nicht eingezahlt hatten. Wir sind selbst Ausländer in den Ländern der europäischen Union und in der ganzen Welt.

Kurz: Deutschland war immer und ist heute noch ein Einwanderungsland. Und Deutschland braucht ZuwanderInnen, damit wir unsere Sozialleistungen auch in 30 Jahren noch bezahlen können, wenn die Deutschen zu wenige eigene Kinder haben.

Jedes 4. Neugeborene bei uns hat einen ausländischen Elternteil, jede 5. Ehe ist binational. 14 Mio. Deutsche haben einen Migrationshintergrund, 6,7 Mio. Ausländer leben bei uns. Ohne sie könnten wir zahlreiche Arbeitsplätze nicht besetzen. D. h. sie sind nicht auf unsere sondern wenn auf eigene Kosten hier und sie versorgen sich selbst und uns.

Aus meinem und Ihrem Alltag sind sie nicht mehr wegzudenken: die Pizzeria, der spanische Weinladen, der türkische Gemüsemarkt, der griechische Änderungsschneider. 300 000 Ausländische Selbständige sichern unsere Lebensqualität. Sie schaffen rund 1 Mio. Jobs, haben mehr Mut zur Unternehmensgründung und tragen so mächtig zu deutschem Wohlstand bei.

Deshalb war das im Januar 2005 in Kraft getretene Zuwanderungsgesetz der rot-grünen Bundesregierung längst überfällig. Denn es fehlte bisher ein zeitgemäßes Gesamtkonzept für die bessere Integration der ausländischen MitbürgerInnen.

Mit Hilfe dieses Konzept möchten wir auch Ihnen die Augen dafür öffnen, dass der Ausländer hier kein Ausländer sondern ein Inländer ist, genau wie Sie und ich.

Mit freundlichen Grüßen

Dietmar Nietan

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