Frage an Dietmar Bell von Samuel K. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Bell,
ab kommendem Schuljahr werden in den ersten Förderschulen in Wuppertal keine Kinder in der untersten Jahrgangsstufe mehr aufgenommen und die entsprechenden Schüler der Primarstufe im Rahmen der Inklusion auf umliegende Regelschulen verteilt werden.
Als für meinen Wahlbezirk zuständigen Abgeordneten möchte ich mich daher bei Ihnen über einige Fragen informieren, besonders auch als Vater eigener Kinder: Wie sehen die Planungen konkret aus, wie der zusätzliche Förderbedarf an den Regelschulen realisiert werden soll? Wie weit sind die Umstrukturierungsmaßnahmen an den Regelschulen gediehen? Werden die Förderschullehrer in den Regelschulen mit unterrichten oder belegen alle Regelschullehrer einen berufsbegleitenden Studiengang in Sonderpädagogik? Werden die Regelschulen bis zum Sommer 2013 alle barrierefrei umgebaut und mit sanitären Einrichtungen für Kinder mit pflegerischem Bedarf versehen sein? Wird die Klassengröße verringert werden? Wird an den Regelschulen zusätzliches Personal vergleichbar zu den Förderschulen eingestellt, also Pflegekräfte, Therapeuten, Sozialarbeiter, Psychologen? Etc.
Ich hatte diesbezüglich auch schon verschiedene Lehrer aus Wuppertal befragt. Die Auswahl der von mir Befragten war sicherlich nicht repräsentativ, jedoch bin ich dennoch erschüttert, von Seiten der von den Veränderungen betroffenen Lehrer keinerlei Informationen über die konkreten Vorhaben der Landesregierung erhalten zu können, da diese selber keine Informationen seitens der Regierung zu erhalten scheinen. Auch scheinen, fragt man Lehrer, in den Grundschulen vor Ort noch keine Planungen bezüglich der Umsetzung der Inklusion begonnen zu haben. Dafür haben wir jetzt nur noch ein Schulhalbjahr zur Verfügung. Wie können Sie in dieser kurzen Zeit überhaupt noch Qualitätssicherung gewährleisten?
Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mich über den aktuellen Stand der Dinge informieren könnten.
Hochachtungsvoll
Samuel Maria Karbe
Sehr geehrter Herr Karbe,
vielen Dank für Ihre Anfrage, auf die ich gerne im Einzelnen antworten möchte:
In Wuppertal gibt es zunächst schon viele Schulen, die „Gemeinsamen Unterricht“ anbieten und somit schon viele Punkte wie Einsatz sonderpädagogischer Lehrer, Förderung der Kinder, selbst die Frage des Umbaus von Schulen gelöst haben. Da dies alles allerdings primär kommunale Aufgabe ist ("Die Stadt stellt das Gebäude, Strom und Wasser, das Land die Lehrerinnen und Lehrer"), kann natürlich nicht eine vollständige Barrierefreiheit aller Wuppertaler Schulen bis 2013 gewährleistet werden. In der Zwischenzeit werden entsprechend bedürftige Kinder an jenen Schulen aufgenommen, die bereits über geeignete Einrichtungen verfügen.
Zur Personalfrage: Die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern in Nordrhein-Westfalen mit Blick auf die neuen Anforderungen steht zur Zeit noch auf dem Prüfstand; in der Zwischenzeit allerdings ist in der Tat der Plan, die Förderschulen langfristig aufzulösen und ihr Personal und Ressourcen auf die Regelschulen bedarfsgerecht zu verteilen.
Generell befindet sich ansonsten die gesetzliche Ausgestaltung des Inklusionsprozesses nach der Verbändeanhörung des Ministeriums nun in der weiteren Abstimmung auf Regierungsebene und hat das Parlament noch nicht erreicht. Ziel ist daher auch im Allgemeinen nicht das kommende Schuljahr 2013/14 sondern das Schuljahr 2014/15; davon unberührt bleiben erste Einschulungen von Kindern mit Förderbedarf auf Regelschulen.
Mit freundlichen Grüßen,
Dietmar Bell