Frage an Dietmar Bartsch von Gerd S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Ich habe im Internet gelesen, daß auch Sie (wie bereits Gregor Gysi vor Ihnen zu Beginn dieses Jahres) eine Rede vor den Stasi Altkadern des Vereins "Isor" halten werden.
Trifft diese Meldung zu ? Und falls ja: warum stützen Sie die Ex-Stasi als MdB des Deutschen Bundestages?
Sind Sie sich Ihrer Handlung und Verantwortung bewußt?
gez.
Gerd Stiller
____________________________________
(Deutschlandfunk / Conrad Weiß)
(...) Die ISOR ist strukturell und funktionell der HIAG vergleichbar, die nach dem Krieg die Interessen der Waffen-SS vertrat. Im Insiderkomitee haben sich ranghohe Angehörige des Staatssicherheitsdienstes zusammengefunden, Generalleutnants, Generale und Obristen, die bis heute den totalitären Sozialismus der DDR verteidigen. Es sind dieselben Leute, die in der DDR die unabhängige Friedensbewegung bekämpft und jene verfolgt und eingesperrt haben, die sich darin engagierten. (...)
Sehr geehrter Herr Stiller,
um Ihre Frage klar und deutlich zu beantworten: Ich habe keine Rede vor "Stasi-Altkadern des Vereins ISOR" gehalten. Um aber genauso klar Position zu beziehen, will ich sagen, dass ich selbstverständlich bei öffentlichen Veranstaltungen, insbesondere auch Veranstaltungen der Partei DIE LINKE, keine Kontrolle von Lebensläufen vornehme. Mir sind alle Menschen, die sich mit der Vergangenheit (im Übrigen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland) auseinandersetzen, willkommen, und ich bin bereit, in Diskussionen auch meine Position deutlich zu machen.
Wollen Sie die Angehörigen der bewaffneten Organe der DDR, insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des MfS, aus der Gesellschaft ausgrenzen oder sie gar aus Deutschland ausweisen? Nein, Menschen, die sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen - kritisch und selbstkritisch - sind mir willkommen.
Abschließend sei angemerkt, dass ich bei einer entsprechenden Thematik kein Problem hätte, einer Einladung von ISOR zu folgen, wie das im Übrigen auch SPD-Kollegen aus dem Deutschen Bundestag in der Vergangenheit getan haben.
Mit freundlichen Grüßen
Dietmar Bartsch